Corona und der Mietendeckel lösen bei den Wohnungsmarktexperten Unsicherheit aus. Weitgehend einig sind sie sich darin, dass der Mietwohnungsmarkt weiter sehr angespannt ist, besonders im preisgünstigen Bereich.
„Corona und Mietendeckel drücken auf den Markt“, lautet die Überschrift der Pressemitteilung der Investitionsbank Berlin (IBB) zum neuen Wohnungsmarktbarometer 2020 – und erweckt damit den Eindruck, der Mietendeckel wäre ebenso naturgegeben wie die Covid-19-Pandemie. Einige der rund 200 befragten Wohnungsmarktexperten scheinen das auch tatsächlich so zu sehen.
Die Auswertung der Antworten zeigt eine verunsicherte Branche. Das Investitionsklima wird als eingetrübt bezeichnet. Dies würde auch in den kommenden zwei Jahren zu rückläufigen Immobilieninvestitionen führen. Die beiden größten Probleme auf dem Mietwohnungsmarkt sind in den Augen der Befragten wie schon im Vorjahr zu wenig Bauland und Widerstand gegen Bauvorhaben.
Das im Jahr 2019 noch drittgrößte Problem, die steigenden Nettokaltmieten, ist im Ranking der Experten auf Platz 12 abgerutscht. Stattdessen sind zwei Probleme von den Plätzen 10 und 11 des Vorjahres auf die Plätze 5 und 6 vorgerückt: „Kostendeckende Mieten können nicht erzielt werden“ und „Modernisierung/Sanierung nicht über marktfähige Mieten finanzierbar“. Hier hat die Vermieterangst vor dem Mietendeckel die Antworten diktiert. Zum Zeitpunkt der Befragung waren noch keine Mieten durch den Deckel gesenkt worden – und schon gar nicht so weit, dass sie nicht mehr kostendeckend sind. Auch die Coronakrise hat die Einkünfte der Vermieter nicht im Geringsten geschmälert.
Unumstritten ist, dass die Situation auf dem Mietwohnungsmarkt in nahezu allen Bereichen weiter sehr angespannt ist. Besonders das untere und das mietpreisgebundene, aber zunehmend auch das mittlere Preissegment sind davon betroffen.
Jens Sethmann
30.10.2020