Es ist eine Wissenschaft für sich: Wer als Sozialmieter versucht herauszubekommen, wie lange seine Wohnanlage noch der Sozialbindung unterliegt, verstrickt sich schnell im Gewirr der verschiedenen Förderwege und verliert bei Begriffen wie Kostenmiete und Bewilligungsmiete, Wohnberechtigung und Fehlbelegung, Aufwendungsdarlehen, Annuitätshilfen und Anschlussförderung bald den Überblick. Vor fünf Jahren haben Aktivisten aus dem Umfeld der Initiative Kotti & Co den Sozialen Wohnungsbau von Anfang an aufgedröselt und in einem preiswerten Buch verständlich zusammengefasst.
Anders als in anderen Ländern war der Soziale Wohnungsbau in Deutschland immer nur eine „Förderung privater Mietwohnungsinvestitionen mit sozialer Zwischennutzung“ – die Wohnraumversorgung von Leuten mit geringem Einkommen ist nur ein Nebeneffekt auf Zeit. Besonders in Berlin war der Soziale Wohnungsbau vom Staat völlig übersubventioniert, und trotzdem sind die Sozialmieten oft höher als im Mietspiegel. Der rot-rot-grüne Senat hat in den letzten fünf Jahren an einigen Stellschrauben gedreht, um die unsinnigsten Auswüchse zu beseitigen, doch aus dem verkorksten System konnte er nicht aussteigen. Das zeigt die lange vergriffene „Legende vom Sozialen Wohnungsbau“ nun in einer aktualisierten, dritten Auflage.
js
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25.10.2021