Zwei Stockwerke aufwärts in einem Mietshaus, da liegt die kleine Wohnung der aus 14-jährigem Exil in Frankreich, Kuba und Mexiko zurückgekehrten Schriftstellerin Anna Seghers.
1900 geboren musste sie 1933 als Jüdin und KPD-Mitglied aus Berlin fliehen und kehrte erst 1947 wieder in die Stadt zurück. Eine Pension am Wannsee, ein Winter bei Brecht und Weigel in Weißensee, dann endlich war sie für sich, in der Volkswohlstraße 81 – benannt 1984, ein Jahr nach ihrem Tod, in Anna-Seghers-Straße. „Hier im Volk der kalten Herzen“, so ein Titel von 1947, lebte die Seghers, inmitten ihrer geretteten Bibliothek, die Bücher wie treue Freunde, griffbereit für die Schreibende, in deren Erzählungen vom Verlorensein immer der Schimmer der Hoffnung lebt. Der Flur: von oben bis unten voller Bücher. Das Wohnzimmer: ein großer roter Kachelofen mit Sitzecke, ein Ohrensessel neben einer kleinen Knipslampe vor den Regalen mit deutscher, russischer, englischer, spanischer, französischer, chinesischer Literatur. Kleine Figurinen aus Mexiko beschützen die Bände. An der Wand hängt eine der Umrisszeichnungen der Bildhauerin und Illustratorin Renée Sintenis, ein wild ausschlagendes junges Pferd. Ihr Arbeitszimmer mit einem einfachen Tisch. Dort steht die Remington-Schreibmaschine, alles ist bescheiden und einfach, wie ihre Küche mit dem Wachstuchtisch: „Ich will durch die Bücher, die hier entstehen werden, verhindern helfen, dass sich die Fehler der Vergangenheit jemals wiederholen werden.“
esa
Anna-Seghers-Museum,
Anna-Seghers-Straße 81,
12489 Berlin,
Tel. 030 6774725,
Öffnungszeiten etcetera unter:
www.anna-seghers-museum.de
14.12.2023