In Kreuzberg regt sich Widerstand gegen die Bebauung der symbolträchtigen Brache Oranienstraße 1, Ecke Manteuffelstraße. Geplant ist nicht etwa Wohnraum, sondern ein siebengeschossiges Hotel mit 107 Zimmern inklusive Coworking Space im Erdgeschoss. Beim Bezirk sieht man kaum Möglichkeiten, die Genehmigung dafür zu versagen.
„Diese Planung ist ein Witz“, kommentierte Anwohnerin und Ex-Besetzerin Gertrud Trisolini die Vorstellung des Bauvorhabens im Bauausschuss des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg. Seit über 40 Jahren blickt sie auf die Baugrube. Das Grundstück soll drei, nach anderen Angaben vier untereinander zerstrittenen Eigentümern gehören. Ein Verkauf oder eine Bebauung gestaltete sich daher schwierig. Doch Mitte September hat die Projektentwicklungsgesellschaft Townscape, mittlerweile von den Eigentümern beauftragt, beim Bezirksamt einen Antrag auf Vorbescheid für einen siebengeschossigen Beherbergungsbetrieb gestellt. Ob ein Hotel planungsrechtlich zulässig ist, wird nach Auskunft des Bezirksamtes derzeit geprüft.
Im Bauausschuss Anfang Oktober hieß es dazu, es gebe „kaum Möglichkeiten“, die Genehmigung zu verweigern. Gefragt wurde in dem Antrag vor allem nach Befreiungen, etwa von der Einhaltung der festgesetzten Gebäudehöhe und Geschossflächenzahl. Geplant ist also mehr Dichte, kritisiert Gertrud Trisolini. „Das passt doch gar nicht hierher. Außerdem: Noch mehr Touristenunterkünfte und Coworking Spaces braucht in diesem Kiez kein Mensch.“ Auch im Nachbarhaus, der Oranienstraße 3, will man den Bau verhindern. Schon einmal, in der Skalitzer, Ecke Mariannenstraße war der Protest gegen ein Hostel erfolgreich.
Birgit Leiß
26.10.2023