Carla Dietrich wurde auf der Beiratssitzung des Berliner Mietervereins im September kommissarisch in den Vorstand des Berliner Mietervereins gewählt. Die 43-jährige Politikwissenschaftlerin ist bei der Gewerkschaft ver.di Berlin-Brandenburg zuständig für die Wohnungswirtschaft und Facility-Unternehmen. Zudem sitzt sie als Beschäftigtenvertreterin im Aufsichtsrat der Gewobag und ist Mitglied im Fachbeirat der Wohnraumversorgung Berlin.
MieterMagazin: Welche Berührungspunkte hatten Sie bisher zum Mieterverein?
Carla Dietrich: Zunächst einmal persönliche: Ich bin seit 2018 Mitglied. Einmal im Jahr gehe ich in die Beratung und einmal im Jahr treffe ich mich mit meinem Vermieter vor Gericht, um meine Ansprüche durchzusetzen. Im Fachbeirat der Wohnungsversorgung Berlin hat sich eine gute Zusammenarbeit mit dem Berliner Mieterverein entwickelt. Ich habe mich dann auch mit immer mehr Mieterinitiativen vernetzt. Ich habe schnell gemerkt, dass es in meiner gewerkschaftlichen Arbeit auch viele Schnittpunkte mit der Wohnungspolitik gibt. Gutes Wohnen und gute Arbeitsbedingungen gehören zusammen.
MieterMagazin: Aber höhere Löhne, beispielsweise für Hausmeister, bedeuten auch höhere Betriebskosten für die Mieter:innen.
Carla Dietrich: Genau so argumentieren die Wohnungsunternehmen. Dabei sind die Lohnkosten nur ein geringer Teil der Gesamtmiete. Das zunehmende Outsourcing von Dienstleistungen der Wohnungsbaugesellschaften – auch der landeseigenen – an Billig-Anbieter hat deutliche Auswirkungen auf die Qualität. Wie schnell und wie gut etwas repariert wird, ob sich im Hof der Müll türmt oder nicht – solche Dinge sind schließlich elementar im Mietverhältnis.
MieterMagazin: Wie sind Sie zu Ihrer neuen Aufgabe beim Berliner Mieterverein gekommen?
Carla Dietrich: Ich war schon überrascht, als ich gefragt wurde, aber es reizt mich, Gewerkschaftspositionen einzubringen. Dass ver.di und der Mieterverein näher zusammenrücken, finde ich spannend. Ich war ohnehin auf der Suche nach einem Ehrenamt – und jetzt hat das Ehrenamt mich gefunden.
Interview: Birgit Leiß
31.10.2023