Der Plan des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner, den Görlitzer Park zu umzäunen und nachts zu schließen, soll im Frühjahr 2025 umgesetzt werden, Parkbenutzer und Anwohner:innen beraten und diskutieren, wie man stattdessen mit der Situation im Park umgehen könnte.
Im Rahmen einer im September durchgeführten Aktionswoche der Initiative „Görli Zaunfrei“ fand ein so bezeichneter „Erster Sozialgipfel“ statt. Etwa 100 Personen trafen sich am ehemaligen Pamukkale-Brunnen im Park, um gemeinsam Alternativen zu der geplanten Umzäunung des Parks zu diskutieren.
Der Kriminologe Prof. Dr. Tobias Singelnstein von der Uni Frankfurt plädierte dafür, nicht nur durch die „Kriminalitäts- und Sicherheitsbrille“ auf den Park zu schauen. Es sei mindestens genauso wichtig, die Situation von obdachlosen und Drogen konsumierenden Menschen aus medizinischer und Nutzerkonflikte aus stadtplanerischer und sozialwissenschaftlicher Sicht zu betrachten.
Dr. Stephanie Bock, Stadtforscherin am Deutschen Institut für Urbanistik (difu) in Berlin, warf einen feministischen Blick auf die Einstufung des Parks als kriminalitätsbelasteter Raum und die so erzeugten Bedrohungsszenarien. Die Ursachen für Angst- und Gewalträume seien unterschiedlich und dürften nicht in einen Topf geworfen werden, so die difu-Mitarbeiterin.
Zudem bestehe die Gefahr, dass Frauen und deren Angst instrumentalisiert werden.
Beim anschließenden Workshop wurden neue Konzepte und Problemlösungsvorschläge erarbeitet: Um aus dem Angstraum Park wieder einen Ort zu machen, an dem sich alle wohlfühlen, sollte der Görli nicht umzäunt werden. Es brauche die Öffnung nach außen, Anlaufpunkte, bessere Beschilderung, Licht und Einsicht in Verkehrswege. Auch sollten mehr der sogenannten Parkläufer:innen unterwegs sein und die Parkbesucher gegenseitig auf sich aufpassen. Gleichzeitig könnten mehr Aufenthaltsplätze für Drogenkonsument:innen geschaffen werden, an denen sie sich treffen, ausruhen und Drogen konsumieren könnten – statt dies im öffentlichen Raum oder den Treppenhäusern des Wohngebiets zu tun.
Dass die Situation vielschichtig und komplex ist und es keine schnellen und einfachen Lösungen gibt, war den Teilnehmer:innen wohl überwiegend bekannt.
Stefan Klein
29.10.2024