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Betr.: MieterMagazin 7+8/2024, Seite 25, Jens Sethmann: „Berliner Betriebskostenübersicht 2024: Wasser doppelt so teuer wie im Bundesdurchschnitt“
Kein vernünftiger Vergleich
Die Kosten für Trinkwasser werden nirgends bundesweit (es gibt in Deutschland fast 6000 Wasserversorgungsunternehmen und etwa ebensoviele Schmutzwasserentsorger) ermittelt – man benötigt für einen „vernünftigen“ Vergleich, wie zum Beispiel der BBU für Berlin-Brandenburg im Zweijahres-Rhythmus mit seinem Preisspiegel anstellt. Hier werden Trink-, Schmutz- und Niederschlagswasserkosten in Modellhäusern verglichen, da gerade die Kosten für Abwasser in vielen Brandenburger Gemeinden deutlich teurer sind als in Berlin. Die singuläre Betrachtung von Trinkwasserkosten ist irreführend. Aber auch wenn wir tatsächlich nur Trinkwasser betrachten, ist die „Berlin teuer“-Aussage nicht haltbar: In Köln etwa kostet der Kubikmeter Trinkwasser derzeit 1,15 Euro, der Grundpreis beträgt 218,62 Euro für eine Wohneinheit. Der Mengenpreis ist kein guter Vergleich. Wir haben bei einem Zähler Q3/4 zurzeit 17,52 Euro Grundpreis Trinkwasser und 16,43 Euro für Abwasser pro Jahr, das heißt 33,95 Euro/Jahr. Die reine Mengengebühr ist also kein Maßstab dafür, ob Trinkwasser „billig“ oder „teuer“ ist. Und – Hinweis zum „Wasser“: Das gibt es in Betriebskostenabrechnungen in der Regel viermal: Trink-, Schmutz-, Niederschlags- und Warmwasser. Welches davon meinen Sie? Und wo davon soll Berlin doppelt so teuer sein, wie in welchem und von wem auf welcher Basis angestellten Vergleich?
Stephan Natz, Pressesprecher der Berliner Wasserwerke
Unserem Beitrag ist unschwer zu entnehmen, dass nicht die Tarife der Berliner Wasserbetriebe (BWB), sondern die abgerechneten Betriebskosten betrachtet werden. Verglichen werden die vom Senat erstellte Berliner Betriebskostenübersicht und der vom Deutschen Mieterbund erhobene bundesweite Betriebskostenspiegel. Beide beruhen auf seriös erhobener, breiter Datenbasis und sind systematisch vergleichbar aufgebaut. Aus der abgedruckten Tabelle ist leicht ersichtlich, dass mit „Wasserkosten“ die Summe der Mittelwerte der Betriebskostenpositionen Wasserversorgung, Entwässerung und Niederschlagswasser gemeint ist – selbstverständlich nicht die Warmwasserkosten, die an dieser Stelle auch nichts zu suchen haben. Der Vergleich ergibt ein Verhältnis von 0,52 Euro pro Quadratmeter monatlich in Berlin zu 0,27 Euro im Bundesdurchschnitt. Sollten die Preise der BWB im Bundesvergleich tatsächlich nicht überdurchschnittlich hoch sein, wären nur zwei Erklärungen möglich: 1. Berliner Mieterhaushalte verbrauchen fast doppelt so viel Wasser wie der Bundesdurchschnitt. 2. Außerhalb Berlins legen sehr viele Vermieter:innen die Wasserkosten nicht auf die Mieter:innen um. Beides ist extrem unwahrscheinlich.
Die Redaktion
30.10.2024