Um den Erhalt der traditionellen Berliner Gaslaternen ist wieder mal ein Streit entbrannt. Die „alten Funzeln von vorgestern“ – so ein FDP-Abgeordneter – sollen abschafft werden. Bereits vor Jahren scheiterte ein solcher Versuch aber am Widerstand der Berliner, die sich mit schmucklosen Stromleuchten nicht anfreunden konnten.
Das Bezirksamt Mitte, das für die Berliner Straßenbeleuchtung zuständig ist, hat vorgeschlagen, bis 2007 sämtliche Gaslaternen durch elektrische Lampen zu ersetzen. Begründung: Diese seien energiesparender und weniger störanfällig. Zudem müssen die Glühkörper für die Gasleuchten teuer aus Indien importiert werden. Jährlich könne das Land durch die Umstellung rund 8 Millionen Euro einsparen.
Der Senat sieht das offenbar anders. Wo immer es möglich ist, soll die Gasbeleuchtung erhalten werden, teilte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung auf eine Kleine Anfrage im Abgeordnetenhaus mit. Nur wenn die Wirtschaftlichkeitsberechnung eindeutig gegen die Gasbeleuchtung spreche, sei eine Umstellung angebracht. Die Linkspartei.PDS, die die Anfrage eingebracht hatte, will sich in der Regierungskoalition für die altehrwürdigen Gaslaternen stark machen.
Knapp 44.000 Gaslaternen gibt es noch in Berlin, das sind 20 Prozent der Straßenbeleuchtung. Die Zahl hat sich in den letzten fünf Jahren praktisch nicht verändert. Vor allem in den Altbauvierteln von Kreuzberg, Charlottenburg-Wilmersdorf oder Steglitz prägen sie das Stadtbild.
Eingeführt wurden sie Mitte des 19. Jahrhunderts. Nicht nur traditionsbewusste Berliner, auch Geschichtsvereine setzen sich für ihren Erhalt ein – auch weil ihr weißgelbes Licht eine angenehme Atmosphäre erzeugt.
bl
MieterMagazin 12/05
Geschichtsbewusste Befürworter, kostenbewusste Gegner: Kommt für die Berliner Gaslaterne das Aus?
Foto: Paul Glaser
01.08.2013