So kennt es jeder: In mehrstöckigen Häusern bringt uns ein Fahrstuhl in die höheren Geschosse oder in das tief gelegene Parkdeck, auf die Aussichtsplattform der Funk- und Fernsehtürme. Es geht ruckelnd oder sanft, schnell oder langsam, hoch oder runter und nur noch selten mit „Liftboy“.
Erstmals fuhr dieser „mobile Ort der Moderne“ vor 150 Jahren in den USA und veränderte bald danach grundlegend die Bauarchitektur. Sehr interessant ist, wie Bernard ausführlich auf die psychologischen Auswirkungen der technischen Innovationen eingeht. Zu Beginn der Fahrstuhl-Ära waren die technischen Zusammenhänge noch deutlich zu erkennen, weil sichtbar. Der Fahrstuhlführer setzte den Seilzug durch Kurbel oder Handrad in Bewegung, also stieg oder senkte sich der Aufzug. Mit dem Bedienknopf in einer mit Wänden ausgekleideten Fahrstuhlkabine wurde der deutlich sichtbare Zusammenhang von Ursache und Wirkung getrennt, Räder, Seilzüge und Motoren wurden unsichtbar. Das Steuerungssystem konnte als „magisch wahrgenommen“ werden und eröffnete zusammen mit der Abgeschlossenheit der Kabine den Raum für Ängste und vielerlei (Film- und Roman-)Phantasien. Aber davon handelt das Buch nur am Rande.
Clara Luckmann
MieterMagazin 12/06
Andreas Bernard:
Die Geschichte des Fahrstuhls,
Fischer Verlag 2006,
ISBN: 978-3-596-17348-8
23.04.2013