Etwa jedes dritte Berliner Mitgliedsunternehmen des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) geht von weiter steigenden Mieten aus. Zugleich verzeichnet die Investitionsbank Berlin (IBB) bei den Wohnungsnachfragern anhaltend geringe Einkommen und steigende Nebenkosten.
Laut „Marktmonitor 2008“ des BBU beliefen sich die Nettokaltmieten 2006 bei Neuvermietungen im Berliner Durchschnitt auf 5,49 Euro je Quadratmeter. 2007 stieg dieser Wert auf 5,75 Euro. Gegenüber dem Mietspiegeldurchschnitt von 4,75 Euro fallen die Neuvertragsmieten damit um einen Euro, also 21,1 Prozent höher aus. In stark nachgefragten Lagen ist die Abweichung zwischen den durchschnittlichen Bestandsmieten und den Neuvertragsmieten noch etwas deutlicher ausgeprägt. Das betrifft vor allem die innerstädtischen, mittlerweile weitgehend sanierten Altbauquartiere: Prenzlauer Berg, Friedrichshain, Kreuzberg und Mitte. Hier liegen die Neuvertragsmieten mit 6,62 Euro je Quadratmeter um 1,32 Euro, also rund 25 Prozent über den Bestandsmieten. „In der Spitze können hier aber auch Quadratmetermieten von über 10 Euro verlangt werden“, so BBU-Vorstandsmitglied Ludwig Burkardt. Mietsteigerungspotenziale sieht der BBU auch in Charlottenburg, Schöneberg, Steglitz und Zehlendorf. Der Berliner Mieterverein (BMV) fordert angesichts dieser Entwicklung eine Kappung von Neuvertragsmieten durch eine Novelle des Wirtschaftsstrafgesetzes. Angesichts kleiner werdender Haushalte einerseits und einer in Berlin anhaltend hohen Zahl von ALG-II-Beziehern andererseits wird beim BBU für die nächsten Jahre mit einer steigenden Nachfrage nach kleinen, billigen Wohnungen gerechnet. „Für diese Haushalte wird die Lage in Zukunft schwieriger: Wegen des Förderabbaus sind Sozialwohnungen mittlerweile meist teuer und Neubau ist mit den in diesem Marktsegment erzielbaren Mieten nicht realisierbar“, so Burkardt. Hier werde man mit dem Senat nach Lösungen suchen müssen, etwa auf dem Wege einer Erhöhung der für ALG-II-Empfänger zulässigen Bruttowarmmieten, die auch der BMV bereits eingefordert hat.
Die Mieten steigen auch, weil im Bestand kräftig saniert wird, konstatiert die IBB in ihrem Wohnungsmarktbarometer 2008. Die Bank befragte neben Wohnungsunternehmen, Hausverwaltungen und -eigentümern unter anderem auch Verwaltungen, Mietervereine und soziale Institutionen. Der Einbau eines neuen Bades sei für 74 Prozent der Befragten besonders geeignet, um eine Immobilie „marktgängig“ zu machen. Wie bereits in den letzten drei Jahren sehen die Befragungsteilnehmer das größte Problem auf dem Berliner Mietwohnungsmarkt vor allem bei den zwei sich gegenseitig verstärkenden Aspekten der geringen Einkommen und den steigenden Nebenkosten.
Lars Klaaßen
MieterMagazin 12/08
Der BBU rechnet mit einer steigenden Nachfrage nach kleinen Wohnungen mit einfachem Standard
Foto: Christian Muhrbeck
13.04.2013