Das Gründerzeithaus in der Warthestraße 49 in Neukölln hat drei Eingänge und ein Hinterhaus. Für viele ist es nur Durchgangsstation, andere wohnen bereits seit Jahrzehnten hier – trotz der Gräuelgeschichten vom „Krieg auf den Straßen“. Das Schmuddel- und Gewaltimage des Quartiers trifft zumindest für dieses Haus nicht zu.
Hier leben Deutsche und Migranten, Alleinstehende und Familien, Alte und Junge, Studenten, Künstler und Berufstätige. „Ein erstaunliches Gemisch“, findet Lothar Köster – und doch ist es die normale Berliner Mischung. 31 Mieter haben die Autoren, die auch selbst im Haus wohnen, interviewt. Der Tenor ihrer Fragen: „Woher kommst du? Wohin gehst du?“ Die Antworten sind so bunt wie das Leben in diesem Mikrokosmos. Veronika Otto zum Beispiel ist Musikerin und wohnt seit 2002 hier. Ihr gefällt, dass man sich im Haus kennt, dass man miteinander redet, sich gegenseitig inspiriert. Für Andreas Bley ist es bereits die 15. Wohnung. Klaus wohnt seit 1944 in dem Haus. Ein Haus wie jedes andere? Geschichte wird von Menschen gemacht, und Geschichte spiegelt sich im Schicksal von Menschen – und in Häusern wie diesem.
rb
MieterMagazin 12/08
Angelika-Benedicta Hirsch,
Lothar Köster:
Ein Haus in Neukölln –
Fast eine Liebeserklärung.
Der Verkannten Verlag,
Berlin 2008, 221 Seiten, 13 Euro,
Direktversand:
www.verkanntenverlag.de
08.07.2013