Bei der Vergabe des Deutschen Städtebaupreises wurde die Rummelsburger Bucht mit zwei Belobigungen ausgezeichnet. Angesichts der Millionenverluste, die das Land Berlin mit dem Entwicklungsgebiet erlitten hat, ist das ein zweifelhaftes Lob.
Der Deutsche Städtebaupreis wird alle zwei Jahre von der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung mit Unterstützung der Wüstenrot-Stiftung ausgelobt. Hauptpreisträger 2008 ist das städtebauliche Konzept des Jüdischen Zentrums in München.
Mit einer Belobigung prämiert wurden der Architekt Klaus-Theo Brenner und die in Liquidation befindliche Wasserstadt GmbH als Entwicklungsträger für die Teilbereiche „Rummelsburg 2“ und „BerlinCampus“. In „Rummelsburg 2“ sind in den letzten Jahren strenge Reihenhauszeilen entstanden, hinter „BerlinCampus“ verbirgt sich die ehemalige Haftanstalt, die zu teuren Eigentumswohnungen umgebaut wurde. Brenners ursprünglicher Masterplan von 1994 sah hier jedoch die Ansiedlung von Gerichten und bis zu zwölfgeschossigen Wohnungsbau vor.
Die zweite Belobigung bekamen „Beyer-Schubert Architekten“ für die beiden mit Baugruppen errichteten Reihenhausanlagen „Artists Village“ und „New Rummelsburg“. „Artists Village“ („Künstlerdorf“) besteht aus 46 gereihten weiß-grauen Atelierhäusern. „New Rummelsburg“ nennen sich 71 rot verklinkerte Reihenhäuser mit spitzen Giebeln. Über die beabsichtigte Gleichförmigkeit der Anlage schreiben die Architekten: „Urbanität entsteht gerade dann, wenn sich die Eigenwilligkeit des Bewohners hinter einer anonymen Fassade verbergen darf.“ Das hieße freilich auch: Am besten entfaltet sich Urbanität in den Großsiedlungen – und der Städtebaupreis müsste eigentlich an Marzahn oder die Gropiusstadt gehen.
Jens Sethmann
MieterMagazin 12/08
Die „Artists Village“ an der Rummelsburger Bucht ist eine der prämierten Anlagen
Foto: Christian Muhrbeck
13.04.2013