Seit 1988 setzt sich der Arbeitskreis (AK) Wohnungsnot für wohnungslose Menschen ein. Seinerzeit schlug man sogar vor dem Amtssitz der Sozialsenatorin Betten auf, um auf die Situation aufmerksam zu machen. Die Zeiten haben sich geändert – doch überflüssig ist die Initiative nicht geworden.
Auf 10.000 wird die Zahl der Berliner geschätzt, die auf der Straße leben oder provisorisch bei Bekannten untergekommen sind. 1992 waren es fast schon genau so viele. Immer noch fehlt es an einer intensiven Vernetzung der verschiedenen Stellen, um den Menschen wirklich helfen zu können. „Es gibt keine funktionierende Zusammenarbeit zwischen Jobcentern, Vermietern und den Wohnhilfen der freien Träger“, sagt Karsten Krull vom AK Wohnungsnot, einem Zusammenschluss von rund 60 Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe.
„Nicht nur Knüppel, ganze Wälder“ seien ihm zwischen die Beine geworfen worden, berichtet als Betroffener Josef Moß. Er hat eine klassische Wohnungslosenkarriere hinter sich: persönliche Schicksalsschläge, Krankheit, Verlust der Arbeit und schließlich Zwangsräumung der Wohnung. Als er schließlich vom Wohnheim wieder in eine eigene Wohnung ziehen wollte, habe ihm das Jobcenter die kurzfristig notwendige doppelte Mietzahlung verweigert.
Als bundesweit einzigartiges Gremium leistet der AK Wohnungsnot ehrenamtlich Lobbyarbeit und setzt sich dafür ein, die Wohnraumversorgung zu verbessern, etwa durch das „Geschützte Marktsegment“. Dabei handelt es sich um Wohnungen, die von den städtischen Wohnungsunternehmen sowie einigen privaten Vermietern zur Verfügung gestellt werden. Das eigentlich vereinbarte Kontingent von 2000 Wohnungen ist seit Langem nicht ausgefüllt. „Nötig wäre sogar eine noch höhere Zahl von Unterkünften, vor allem bei Einzimmerwohnungen gibt es einen nicht erfüllbaren Bedarf“, erklärt Karsten Krull.
Trotz Wohnungsleerstand bleibt also genug zu tun für den AK, der seinen 20. Geburtstag mit einer Benefizveranstaltung in der Kulturbrauerei feierte.
Birgit Leiß
MieterMagazin 12/08
„Die Vernetzung der Hilfen für Wohnungslose ist mangelhaft“: Der AK Wohnungsnot zieht nach 20 Jahren Bilanz
Foto: Birgit Leiß
08.07.2013