Die Mieter der Wohnsiedlung An der Kappe in Spandau sind mit ihrer Geduld am Ende. Seit die 1200 Wohnungen an eine sogenannte Heuschrecke verscherbelt wurden, vergammelt die Anlage zusehends. Mittlerweile hat sich eine Mieterinitiative gegründet.
Im Jahre 2004 war die 80 Jahre alte Siedlung von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewobag an die „Draaipunt Holding“ mit Sitz in Amsterdam verkauft worden. Zwar habe auch die Gewobag in den letzten Jahren nicht mehr viel in die Wohnungen investiert, sagt Bernd Schulz, der seit über 30 Jahren dort wohnt. Aber damals seien wenigstens die Mieten niedrig gewesen. Die neue Verwaltung beantworte indessen nicht einmal Beschwerden und Mängelanzeigen: „Man kann schreiben und telefonieren – das Einzige, was wir bekommen, sind Mieterhöhungen und Kündigungen“, so Bernd Schulz.
Man habe bereits auf Klagen der Mieter zur Erreichbarkeit reagiert, heißt es dazu bei der Verwaltung, der „Treureal Property Management GmbH“. Die Telefonanlage sei aufgerüstet und eine wöchentliche Mietersprechstunde eingerichtet worden. Auch der Vorwurf, dass die Instandhaltungspflichten vernachlässigt werden, weist Sprecher Heinz Colligs zurück. Doch der Augenschein vermittelt in der Siedlung einen anderen Eindruck: Bröckelnde Balkone, Putzschäden, eine Waschküche, in der die Decke heruntergekommen ist und Dachböden, in die es hineinregnet – das sind deutliche Indizien für eine unterlassene Instandhaltung. Für die Mieter haben die Schäden an Dach und Fassade zudem extrem hohe Heizkosten zur Folge. Die Bewohner berichten auch, dass es in vielen Wohnungen Probleme mit Feuchtigkeit und Schimmel gibt – und das bei Miethöhen von bis zu 350 Euro für eine 42 Quadratmeter große Wohnung.
„Zu verdanken haben wir das alles dem Land Berlin, das die Privatisierung an solche Heuschrecken zugelassen hat“, empört sich Bernd Schulz. Die Bürgerinitiative will nun Dampf machen. Zu einem Mietertreffen Anfang November kamen schon einmal rund 160 Bewohner.
Birgit Leiß
MieterMagazin 12/10
Diese Waschküchendecke macht keinen vertrauenserweckenden Eindruck
Foto: Sabine Münch
11.04.2013