Über 500 Lichtenberger Wohnungen der privatisierten Wohnungsbaugesellschaft GSW befinden sich in einem schlechten Zustand. Die mittlerweile börsennotierte GSW hat jahrelang an der Instandhaltung gespart. Nachdem die Mieter das Kiezforum Weitlingstraße und das Bezirksamt eingeschaltet haben, gibt sich die GSW gesprächsbereit.
Die sechs betroffenen Wohnblöcke in der Frieda-, Meta-, Irenen- und Margaretenstraße sind um 1930 gebaut worden und stehen zum Teil unter Denkmalschutz. Die zusammengetragene Mängelliste ist erschreckend. An mehreren Stellen bröckelt der Außenputz großflächig ab. Viele Fenster sind undicht, Küchen- und Badfenster sind teilweise nur einfach verglast. Kälte, Feuchtigkeit und Schimmelbildung sind die Folgen. Einige der noch vorhandenen Öfen sind schadhaft. Mieter berichten von undichten Abzugsrohren und versotteten Schornsteinen, beim Heizen breiten sich manchmal Qualm und Gestank aus. Die Wasserleitungen sind überaltert, im Winter kommt es gehäuft zu Rohrbrüchen. Auch die Elektrik ist störanfällig, in mehreren Hausfluren fehlen die Abdeckungen der Kabelschächte, und die Türschließanlagen sind häufig defekt.
Die Mieter beklagen, dass die GSW ihre Mängelanzeigen nur sehr schleppend bearbeitet oder sogar gänzlich ignoriert. Die GSW-Sachbearbeiter seien ebenso schwer zu erreichen wie die Hausmeister. Ihr Vor-Ort-Kundenzentrum hat die GSW schon vor Jahren geschlossen. Der GSW-Presseprecher Thomas Rücker widerspricht: Die GSW sei für die Mieter „mit einer Erreichbarkeit von 95 Prozent“ telefonisch zu sprechen. Die Zustände in der Wohnanlage will er dem MieterMagazin gegenüber nicht kommentieren. „Bei berechtigten Anliegen schaffen wir Abhilfe“, so Rücker.
Schon vor zwei Jahren gab es aus den Reihen des Kiezforums einen erfolglosen Anlauf, die GSW zur Behebung der Mängel zu bewegen. Nach einer erneuten Mieterversammlung im September 2011 machte der Bezirk Druck auf die GSW, die schließlich zugesagt hat, sich den Fragen der Mieter zu stellen – allerdings erst im Januar 2012. Sie will dann auch einen Plan zur Sanierung der Wohnblöcke präsentieren. „Wir werden im guten Einvernehmen weitere Schritte klären“, erklärt dazu Thomas Rücker.
„Die GSW hat gehofft, dass sie das noch ein paar Jahre hinziehen könnte, um Kosten zu sparen“, sagt Lichtenbergs Baustadtrat Andreas Geisel. Über den Umfang der Maßnahmen und möglicherweise folgende Mieterhöhungen machte die GSW auch dem Bezirk gegenüber noch keine Angaben. „Es darf keine Mietsteigerung geben, die die Mieter auf Dauer verdrängt“, fordert Geisel. „Da wird es noch einen Konflikt geben.“
Jens Sethmann
MieterMagazin 12/11
Schleppend oder gar nicht: Mängelbeseitigung bei der GSW
(hier: Friedastraße 7 a – 7 e)
Foto: Sabine Münch
01.04.2013