„Die Immobilienwirtschaft ist wie ein Tanker – das Umsteuern braucht seine Zeit, bis es wirkt“, so Bundesbauminister Peter Ramsauer bei der Vorstellung des zweiten Berichts über die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Deutschland. Er verwies auf einen Anstieg der Baugenehmigungen und der Baufertigstellungen, musste aber auch einen gravierenden Anstieg der Mieten zugeben. Doch der Kapitän steuert nicht, sondern manövriert, der Tanker schlingert und die gesamte Branche läuft aus dem Ruder.
Nicht nur in Großstädten wie Berlin und München sind die Mieten seit dem letzten Bericht im Juni 2009 kräftig gestiegen. „Aktuell zeichnen sich in einer zunehmenden Zahl von Städten und Regionen lange Zeit nicht mehr bekannte Wohnungsmarktengpässe ab“, so der Bericht. Bundesweit stiegen die Mieten bei Neuvermietungen um durchschnittlich 2,9 Prozent.
In immer mehr Kreisen steigen die Mieten, während die Zahl der Kreise mit sinkenden Mieten rapide abnimmt. Diese Entwicklung beschleunigt sich seit 2010. Der Bericht muss erstmalig „Versorgungsengpässe insbesondere bei einkommensschwachen Haushalten“ konstatieren. Eine Gesamtstrategie, die ein hohes Maß an Versorgungssicherheit, Klimaschutz und eine wirtschaftliche Perspektive verbindet, ist nicht zu erkennen.
Nach dem Bericht sind die Neuvertragsmieten in Berlin 2011 um 7,4 Prozent gestiegen – in Greifswald sogar um 10,4 Prozent. Bundesweit betrug die Steigerung der Wiedervermietungsmieten 2,9 Prozent. Die Preise für Wohnimmobilien stiegen in den Großstädten um 7 bis 9 Prozent. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung prognostiziert, dass bis 2015 in Deutschland pro Jahr 193.000 Wohnungen gebaut werden müssen.
Ob die zunehmende Bautätigkeit tatsächlich „auf mittlere Sicht zur Behebung der Engpässe“ beitragen wird, bleibt abzuwarten, denn bei dem jetzt geplanten Wohnungsneubau handelt es sich fast ausschließlich um teure Eigentumswohnungen und Mietwohnungen der höchsten Preisklasse. „Haushalte mit niedrigem Einkommen gehen beim Wohnungsbau bislang leer aus, obwohl sie durch die Engpässe auf dem Wohnungsmarkt besonders betroffen sind“, so Reiner Wild, Geschäftsführer des Berliner Mietervereins. Auch die Kürzung des Wohngeldes und das Ende der Förderung für altersgerechte Umbauten verschärfen die Probleme. Die Grünen konstatieren einen „Totalausfall der Bundesregierung“.
Rainer Bratfisch
MieterMagazin 12/12
Bundesbauminister Peter Ramsauer räumt erstmals Versorgungslücken bei Wohnungen für einkommensschwache Haushalte ein
Foto: Dirk Vorderstraße
21.03.2013