Hunde in Berlin – das Thema polarisiert. Auf der einen Seite die Halter, auf der anderen ihre Kritiker. In der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz saßen sie sich nun zum zweiten Mal gegenüber. 30 Berlinerinnen und Berliner, die miteinander ins Gespräch kommen sollen: ergebnisoffen, so betonen die Gastgeber.
Eine Teilnehmerin befürchtete, die ganze Veranstaltung sei nur ein demokratisches Mäntelchen, mit dem ein deutlich schärferes Hundegesetz durchgebracht werden soll. Es ist das zweite in der Sondierungsrunde des „Bello-Dialogs“ in der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz.
Und weil sich hier Hundehalter und deren Kritiker gegenübersitzen, folgte auch prompt eine Antwort: Von einer Verschärfung sei er ausgegangen, erklärt der Mann auf der anderen Seite des großen Tischrechteckes. Er erwarte verbindliche Regeln, die Hundehalter stärker in die Pflicht nehmen würden. Mit diesem kurzen Disput zu Beginn war die Spannbreite an gegensätzlichen Erwartungen in etwa dargelegt.
Die Hundehalter, die vielleicht 7 Prozent der Berliner Bevölkerung ausmachen, führen etwa 110.000 Vierbeiner unterschiedlichster Rassen an der Leine. Ungefähr 40.000 sollen es darüber hinaus sein, die illegal gehalten werden – ohne Meldung zur Hundesteuer. Ihnen gegenüber steht eine über 90-prozentige Mehrheit der Hauptstädter – und ist hilf- und machtlos, wenn man den Beschwerden und Kritiken glaubt, die derzeit auf einer eigens für den öffentlichen Disput eingerichteten Internetseite eingehen: Hilflos gegenüber dem Dreck, der auf den Straßen liegen bleibt, machtlos gegenüber nicht angeleinten Tieren, gefährlichen Kampfhunden – und dem oft unangemessenen Ton von Herrchen und Frauchen, wenn sie darauf angesprochen werden. Die wiederum wissen sich zu verteidigen und fordern Verständnis, mehr Auslaufgebiete und Aufklärung anstelle der „ewig gleichen Klischees“, wie es eine weitere Teilnehmerin des „Bello-Dialogs“ beklagte. Beide Seiten erst einmal an einen Tisch und in ein neutral moderiertes Gespräch zu bekommen, war die Idee von Justizsenator Thomas Heilmann (CDU). „Fühlen Sie sich als Teil einer neuen Bewegung“, warb seine Staatssekretärin Sabine Toepfer-Kataw dann auch gleich zu Beginn der Veranstaltung.
Umstrittene Gremienbesetzung
Ob es tatsächlich ein hoffnungsvoller Anfang wird, bleibt abzuwarten. Denn schon über die Zusammensetzung der Sondierungsrunde gab es Streit: 30 Berliner wurden ausgewählt und eingeladen. Es sind sowohl interessierte Bürger als auch Tierärzte, Vertreter von Bürgerinitiativen und Vereinen. Engagement sollte wohl bei der Berufung in den Kreis eine Rolle spielen, ebenso Sachkompetenz. Warum dann jedoch ausgerechnet das Projekt „Stadt & Hund“ fehlt, das seit vielen Jahren in Berlin im Disput zwischen Hundehaltern und ihren Gegnern Erfahrung gesammelt und auch regelmäßig Problemlösungen vorgeschlagen hat, ist ein Rätsel.
Mit der Prämisse der „Ergebnisoffenheit“ gehen die Teilnehmer in einzelne Arbeitsgruppen. Was dabei herauskommt: Wir sind gespannt.
Rosemarie Mieder
MieterMagazin 12/12
Dialog auf Augenhöhe: Der Senat bringt Berlins Hundefreunde und deren Kritiker an einen Tisch
Foto: otisthewolf/fotolia
Zum Thema
Meinungsforum im Netz
Um die Öffentlichkeit am Disput über Hunde in Berlin zu beteiligen, hat die Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz eine Internetseite eingerichtet, in der sich jede und jeder mit seiner Meinung zu Wort melden kann.
Unter: www.berlin.de/sen/verbraucherschutz/tierschutz/gefahrenabwehr/hundegesetz/ gingen bis zur zweiten Sondierungsrunde bereits mehr als 630 Kommentare ein. Sie können da nachgelesen und natürlich ergänzt werden.
rm
10.10.2024