Um vier Euro pro Quadratmeter könnten die Neubaumieten niedriger sein, wenn man beim Wohnungsbau die Finanzierungsbedingungen verbessert und die Ausstattung des Gebäudes reduziert. Das besagt der „Deutschland-Plan für bezahlbares Wohnen“, den das „Verbändebündnis Wohnungsbau“ vorgestellt hat. Gesichert werden muss allerdings, dass die Baukostensenkungen am Ende auch tatsächlich in Form geringerer Mieten bei den Mietern ankommen.
Ziel des Verbändebündnisses ist es, die Kosten des Wohnungsbaus so weit zu senken, dass sich auch Durchschnittsverdiener die Mieten in Neubauten leisten können. Der Zusammenschluss besteht aus dem Deutschen Mieterbund (DMB), den wohnungswirtschaftlichen Verbänden GdW und BFW, der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt und drei Bauwirtschaftsverbänden. Das Bündnis stellte im September zwei Studien vor, mit denen die baupraktischen und politischen Möglichkeiten zur Kostensenkung ausgelotet werden.
Verzicht auf Tiefgarage & Co.
Für ein typisches Neubauprojekt mit zwölf Wohnungen auf vier Geschossen hat die Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (ARGE) in ihrer Studie „Optimierter Wohnungsbau“ Baukosten in Höhe von 1980 Euro pro Quadratmeter ermittelt – gegenüber den heute üblichen 2422 Euro im Bundesdurchschnitt. Dabei wurden die Kosten in einzelne Positionen aufgeschlüsselt. Durch Verzicht auf einige teure Maßnahmen lassen sich die Kosten nochmals merklich senken: Allein eine Tiefgarage kostet im Beispielhaus 292 Euro pro Quadratmeter, ein Aufzug schlägt mit 68 Euro zu Buche und der Verzicht auf eine Unterkellerung würde 122 Euro einsparen. In einer abgespeckten Basisvariante kostet das Haus letztlich nur 1432 Euro pro Quadratmeter.
40.000 Wohnungen, die auch für Durchschnittsverdiener bezahlbar sind, müssten jedes Jahr zusätzlich in den deutschen Ballungszentren neu gebaut werden Um die Kosten zu senken, sollten auch die steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten erhöht, die Baulandkosten reduziert und die Finanzierungskonditionen verbessert werden. In dem genannten Beispiel-Neubau könnten so im Idealfall die Monatskaltmieten um bis zu 4,14 Euro pro Quadratmeter reduziert werden. Den größten Effekt in Höhe von 2,63 Euro pro Quadratmeter hätte die Einführung einer linearen Steuerabschreibung von vier Prozent jährlich.
Für die öffentliche Hand sind der vorgeschlagene Verzicht auf Steuereinnahmen – die Senkung der Baulandpreise um 25 Prozent und die Reduzierung der Baukreditzinsen um einen Prozentpunkt – letztlich indirekte Subventionierungen der Bauherren in Milliardenhöhe. Bevor man so etwas in Erwägung zieht, muss unbedingt sichergestellt werden, dass auch die Mieter davon profitieren. Dazu gibt es im „Deutschland-Plan“ noch keine Aussagen. Es nützt den Mietern nichts, wenn die preisgünstig hergestellten Wohnungen am Ende nicht zu 7,50 Euro pro Quadratmeter vermietet werden, sondern zu 11 Euro, weil der Vermieter auf dem Wohnungsmarkt ohne jegliche Probleme Interessenten findet, die bereit sind, auch diesen Preis zu zahlen.
Erschwingliche Wohnungen zu schaffen, ist grundsätzlich Ziel des Sozialen Wohnungsbaus, der jedoch von Bund und Ländern seit Jahren vernachlässigt wird. „Die bisherige soziale Wohnraumförderung reicht nicht aus, um den Bestand an Sozialwohnungen zu halten“, erklärt DMB-Direktor Lukas Siebenkotten. Deutschland verliert pro Jahr rund 100.000 preisgebundene Wohnungen. „Hier müssen die Länder die Bundesmittel zweckgerichtet verwenden und daneben eigene Finanzmittel für die soziale Wohnraumförderung bereitstellen“, fordert Siebenkotten.
Jens Sethmann
Günstiger Neubau von privat?
Wer soll die preiswerten Wohnungen bauen? Privaten Wohnungsbauinvestoren geht es in erster Linie um Rendite. Solange hochpreisige Neubauwohnungen verkauft oder vermietet werden können, werden sie in diesem Marktsegment investieren. Eine Wohnungsmarktentspannung durch günstige Mieten macht für sie das Bauen uninteressant. Dauerhaft preiswerte Mietwohnungen zu bauen, ist eine klassische Aufgabe für die öffentlichen Wohnungsunternehmen. Diese müssen aber von der Politik entsprechende soziale Vorgaben bekommen.
js
16.07.2018