Ein Drittel der rund 100.000 Mieter des Wohnungsunternehmens Gewobag ist über 65 Jahre alt. Mit dem Pilotprojekt „Wohn!Aktiv“ in der Zobeltitzstraße 117 in Reinickendorf reagiert man dort auf den wachsenden Bedarf an altersgerechten Wohnungen. Gefragt sind vor allem Angebote, die ein selbstbestimmtes, lebenslanges Wohnen, aber zugleich eine aktive Nachbarschaft ermöglichen.
Der Andrang bei der Vorab-Besichtigung der Musterwohnung in der zweiten Etage des sanierten, 1966 errichteten Gebäudes zeigte: Die Nachfrage ist enorm. Die Bauarbeiten sind noch nicht abgeschlossen, aber das Gebäude erstrahlt bereits innen und außen in frischem Weiß, jede Etage ist zur besseren Orientierung farblich gekennzeichnet. Neben einer Rampe am Eingang, einem freundlichen Foyer und einem Fahrstuhl bietet das Haus etliche Extras: Begegnungsräume auf jeder Etage, eine große Sonnenterrasse, ein Kaminzimmer mit Bibliothek, einen Hobbyraum, einen großen Gemeinschaftsbereich mit angrenzender Küche im Erdgeschoss und einen Garten. „Das architektonische Konzept ist darauf ausgelegt, dass die Bewohner einen Teil ihres Alltags gemeinschaftlich verbringen“, so Architektin Jacqueline Larsson. Ein Gemeinschaftskoordinator wird als Ansprechpartner für die Mieter bereitstehen.
Die Einraumwohnungen sind allerdings nur rund 27 Quadratmeter groß, inklusive Flur, Bad, Einbauküche und Schlafnische. 380 bis 400 Euro wird die Warmmiete betragen. Das ist nicht wenig, aber die Gewobag argumentiert, dass dieser Betrag auch die Nutzung der Serviceleistungen und der Gemeinschaftseinrichtungen beinhaltet. Immerhin: 10 Prozent der Gesamtfläche sind Gemeinschaftsflächen.
Im Februar 2016 werden die 150 Wohnungen bezugsfertig sein. Gewobag-Vorstandsmitglied Snezana Michaelis ist sicher, dass die Wohnungen schnell vermietet sind. Nach einem Jahr will die Gewobag Bilanz ziehen. Dann wird sich zeigen, ob das Gebäude tatsächlich das Potenzial zu einem „freundlichen Apartmenthaus“ (Larsson) und zu „Berlins größter Wohngemeinschaft“ (Michaelis) hat. Wenn sich das Konzept bewährt, soll es auf weitere 18 Wohnhäuser mit rund 2050 Wohnungen ausgeweitet werden.
Rainer Bratfisch
01.12.2015