Ein Projektteam aus Mitarbeitern des Instituts für Stadtforschung und Strukturpolitik (IfS) und des Leibniz-Instituts für Raumbezogene Sozialforschung untersuchte die „Integration von Flüchtlingen in den regulären Wohnungsmarkt“. Ihr Fazit ist ernüchternd: „Die Integration in den Wohnungsmarkt gelingt nur ansatzweise, der Neubau von Sozialwohnungen kommt nur langsam voran.“
Im Rahmen von zehn Fallstudien – Berlin war leider nicht dabei – untersuchte das Team, wie die Unterbringung von Geflüchteten konzipiert und umgesetzt wird und wie sich der Übergang von der kommunalen Unterbringung zur Integration in den regulären Wohnungsmarkt gestaltet. Daraus ergeben sich deutliche Hinweise auf Probleme bei der Integration von Geflüchteten in den regulären Wohnungsmarkt. Eine angemessene Wohnraumversorgung der Flüchtlinge sei zwar eine entscheidende Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration, müsse aber immer im Gesamtzusammenhang gesehen werden: Was nützt Flüchtlingen eine Wohnung, wenn sie in der Umgebung keine Arbeit und keine Ausbildungsplätze finden?
Besonders in den Groß- und Universitätsstädten leben Flüchtlinge zu lange in Not- und Gemeinschaftsunterkünften. Auch das verschweigt die Studie nicht: „Die Engpässe lassen punktuell einen ‚Schwarzmarkt‘ entstehen, auf dem Wohnungen vermittelt werden.“ In Wohngebieten, in denen Wohlhabende leben, trifft die Unterbringung von Flüchtlingen teilweise auf erhebliche Widerstände. In manchen Wohnungen ist der Wohnstandard geringer als in kleinen Wohnheimen. Die Privatsphäre ist oft stark eingeschränkt.
Die Studie zeigt auch, dass in einigen Bundesländern und Stadtstaaten mehr Flüchtlinge leben, als nach dem Königsteiner Schlüssel, der deren Verteilung auf die Bundesländer regelt, zu erwarten wäre. Das trifft auch für Berlin zu. Die Hauptstadt weist zudem eine im Vergleich zu anderen Bundesländern überdurchschnittlich hohe Quote arbeitssuchender Flüchtlinge auf. Für eine Verbesserung der Wohnsituation der Geflüchteten ist und bleibt eine Entspannung der aktuellen Situation auf dem Wohnungsmarkt entscheidend.
Rainer Bratfisch
24.11.2017