Am 1. Oktober 1920 explodierte Berlin geradezu: Die Stadtfläche vergrößerte sich an diesem Tag von 66 auf 878 Quadratkilometer. Berlin beherbergte nun um die vier Millionen Menschen – 2 Millionen mehr als noch in der alten hochverdichteten Stadt.
Die Ausdehnung ins Umland sicherte zwar Raum zu weiterem Bauen, es kamen jedoch Städte und unzählige historische Dörfer hinzu: Cöpenick und Spandau, Biesdorf, Britz und Heinersdorf. Auf diesem Flickenteppich verfügte jeder Ort über sein eigenes Zentrum, zum Teil sein eigenes Rathaus – und seine eigene kommunale Identität. Wie sollte sich solch eine Riesengemeinde in einem Zentrum darstellen? Diese Frage stellen die Autoren in ihrem Buch, mit dem der Deutsche Werkbund Berlin das Jubiläum der Entstehung Groß-Berlins im kommenden Jahr vorbereitet. Informativ und spannend führen sie ihre Leser über Wege und zeigen Irrwege, geleiten sie durch Alleen und geben Blicke in Sackgassen frei. Sie vergleichen mit London und Wien und stellen Berlin mit seiner polyzentrischen Struktur als etwas ganz Besonderes vor. Eine Stadt, die sich 100 Jahre lang Vielfalt nicht austreiben ließ – und in der das Leben immer noch im Kiez spielt.
rm
21.11.2019