Um Schulden abzubauen, will der börsennotierte Wohnungskonzern Adler Group sich massiv verkleinern. Die Konkurrenten Vonovia und LEG haben schon ihre Fühler ausgestreckt.
Auf dem deutschen Immobilienmarkt geht es turbulent zu. Nachdem der Branchenprimus Vonovia die Deutsche Wohnen übernommen und Akelius seine gesamten deutschen Bestände an Heimstaden verkauft hat, sieht sich die verschuldete Adler Group nun gezwungen, große Teile zu verkaufen.
Die Adler Group hat rund 70.000 Wohnungen in Deutschland, darunter knapp 20.000 in Berlin. Sie ist erst 2020 durch die Fusion von Adler, ADO und Consus entstanden. „Die neue Adler Group ist auf dem Weg, die viertgrößte börsennotierte Immobiliengesellschaft für Wohnimmobilien in Europa zu werden“, heißt es noch auf der Internetseite des Konzerns. Der hohe Schuldenstand macht diese hochfliegenden Pläne jedoch zunichte. Zudem brachten im Oktober Vorwürfe eines britischen Börsenspekulanten, Adler habe die Bilanzen geschönt und seine Aktionäre getäuscht, den Vorstand in Erklärungsnöte.
Die Vonovia – nach der Übernahme der Deutschen Wohnen etwa 550.000 Wohnungen schwer – nutzte die Gelegenheit und sicherte sich eine Ankaufsoption für 13,3 Prozent der Adler-Aktien. Außerdem kauft die LEG – bis 2008 die Landesentwicklungsgesellschaft von Nordrhein-Westfalen und heute ein börsennotiertes Wohnungsunternehmen mit 145.000 Wohnungen – von Adler 15.350 Wohnungen in Norddeutschland, was als Share Deal unter Umgehung der Grunderwerbsteuer abgewickelt wird.
Adler muss aber noch mehr abstoßen. Mit Verkäufen in einer Größenordnung von 50.000 Wohnungen könne sich das Unternehmen „signifikant entschulden“, so Vorstand Maximilian Rienecker. Im Haifischbecken der Immobilien-Aktiengesellschaften ballt sich die Marktmacht zunehmend bei wenigen Großkonzernen.
Jens Sethmann
27.11.2021