Die Europacity nördlich des Hauptbahnhofs ist ein Paradebeispiel für eine misslungene, rein profitorientierte Stadtentwicklung. Das kürzlich erschienene Büchlein „Am Rand von EuropaCity“ wirft einen kritischen Blick auf die Entwicklung des ehemaligen Bahnareals und stellt Fragen wie: Wem gehört die Europacity?
Warum sind hier fast nur teure (Eigentums-) Wohnungen entstanden, ohne Bezug zu den benachbarten Stadtteilen? Hochglanzfotos von der – ohnehin recht langweiligen – Architektur darf man nicht erwarten. Stattdessen sind Schwarz-Weiß-Aufnahmen von der Riesenbaustelle, aber auch von den Menschen und Häusern in den angrenzenden Kiezen in Moabit und Wedding zu sehen. Breiten Raum nehmen die Stimmen ein, die Alexis Hyman Wolff und Yves Mettler – zwei der drei Autoren – 2018/2019 im Rahmen des künstlerischen Projekts „Am Rand von EuropaCity“ eingefangen haben. Bei öffentlichen Spaziergängen und mit Holzlatten unterm Arm haben sie mit Anwohnern, Passanten, Aktivisten und Anglern über ihre Sicht auf die Europacity gesprochen. Ausgerechnet ein Großprojekt, das Europa im Namen trägt, wird angesichts der hohen Mieten und dem hohen Anteil an Eigentumswohnungen zur Metapher der Ausgrenzung, schreiben die Autoren. Für sie steht die Europacity für eine Neoliberalisierung der Stadt, die vorhandene nachbarschaftliche Strukturen zerstört sowie Ausschluss und Verdrängung produziert.
bl
04.12.2022