Die Gerichtsverhandlung, die über das Zuhause von Familie Smolarek entscheiden sollte, dauerte kaum 30 Minuten. Es sei ein gutes Zeichen, sagt die Anwältin. So einfach, wie der Wohnungseigentümer sich das vorgestellt hat, kommt er mit seiner Klage wegen Eigenbedarfs nicht durch.
Monika Smolarek hat eine Eigenbedarfskündigung erhalten. Ganz überraschend kam das nicht. Schon der vorherige Eigentümer hat ihr wegen Eigenbedarfs gekündigt, offenbar um die Wohnung in Westend für den Verkauf freizubekommen – bei einer leeren Wohnung ist bekanntlich der Erlös sehr viel höher. Im Juli 2023 wurde die Wohnung dann tatsächlich verkauft, im Oktober kam die nächste Kündigung. Der Käufer, ein 26-Jähriger, der angeblich im 12 Quadratmeter großen Kinderzimmer der elterlichen Villa wohnt, will selber einziehen. Angeschaut hat er sich die Wohnung nicht. Auch sonst erscheint der behauptete Eigenbedarf dubios. Die großzügige Villa der Eltern hat mehrere Wohneinheiten, zudem besitzt die Familie weitere Immobilien. Bei der ersten Verhandlung in dieser Sache vor dem Amtsgericht Charlottenburg wurde der junge Mann von seinem Vater Alexander Ollendorff vertreten. Der ist als Anwalt auf Immobilienrecht spezialisiert.
„Ich würde ja ausziehen, wenn ich etwas finden würde“, erklärt Monika Smolarek. Die Mutter von drei Kindern ist mit den Nerven am Ende. Über 1000 Bewerbungen hat sie bisher geschrieben – allerdings sucht sie nur in Wilmersdorf und Umgebung, weil ihre neunjährige Tochter dort zur Schule geht. Sie müsste auch bereit sein, nach Marzahn umzuziehen, sagt die Richterin.
Den Einwand von Carola Handwerg, der Rechtsanwältin der Familie, dass die 67. Kammer – die für die Bezirke Mitte und Prenzlauer Berg zuständig ist – unlängst anders entschieden hat, wischt die Richterin beiseite. Wohl aber konnte sich die Anwältin mit ihren Zweifeln an der Korrektheit der Unterschrift unter der Kündigung durchsetzen. Nun soll ein Schriftgutachten in Auftrag gegeben werden. Die gerichtliche Auseinandersetzung wird sich also noch eine ganze Weile hinziehen. Anwältin Carola Handwerg ist fürs erste zufrieden: „Zeit zu gewinnen, ist bei Eigenbedarf das Wichtigste.“ Für Monika Smolarek, ihren Mann und die Tochter geht das Bangen also weiter.
Birgit Leiß
17.12.2024