Obwohl ein eigens von der Senatsverwaltung einberufenes Bürgergremium sich klar gegen eine Bebauung des Tempelhofer Feldes ausgesprochen hat, startete der Senat einen europaweiten Ideenwettbewerb – nahezu ohne Vorgaben.
Architektur-, Stadtplanungs- und Landschaftsplanungsbüros sind aufgerufen, ihre Ideen für das Tempelhofer Feld einzureichen. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen möchte mit dem Wettbewerb „Möglichkeiten der zukünftigen Nutzung inklusive einer behutsamen Randbebauung in begrenzten Teilen der Fläche“ ausloten. Vorgaben gibt es kaum, die Entwürfe müssen nur realisierbar sein.
Bekanntlich will der CDU-SPD-Senat das Ex-Flugfeld einer „Neubewertung“ unterziehen. Es gibt zwar das durch Volksentscheid 2014 beschlossene Tempelhof-Gesetz, das eine Bebauung ausschließt. „Gesetze kann man auch ändern“, sagt jedoch Bausenator Christian Gaebler (SPD). „Denkverbote lehne ich ab.“
In zwei „Dialogwerkstätten“ haben sich 275 zufällig ausgewählte Bürger:innen im September überraschend deutlich für eine komplette Freihaltung des Feldes ausgesprochen. Christian Gaebler betont aber, dass dies nur ein Diskussionsgremium war: „Ich habe von Anfang an gesagt, es gibt keine Entscheidung in der Dialogwerkstatt. Dabei bleibe ich, egal ob mir die Ergebnisse gefallen oder nicht.“ Die Wettbewerbsergebnisse werden Gaebler vermutlich gefallen, denn zu erwarten ist, dass verschiedene Bebauungsvarianten auf den Tisch kommen, die die Diskussion auf das „Wie“ einer Bebauung lenken, und nicht auf das „Ob“.
Eine Entscheidung wird aber auch der Ideenwettbewerb nicht bringen, denn er ist kein Realisierungswettbewerb. Das Preisgericht soll im Juni 2025 fünf Entwürfe gleichberechtigt auszeichnen. Was davon wann umgesetzt wird, ist völlig offen. Zum Denken bleibt also noch Zeit.
Jens Sethmann
26.11.2024