Laut einer vom Vermieterverband BBU beauftragten Studie von Immobilienscout24-Suchprofilen seien die Wohnungssuchenden in Berlin bereit, bis 8,70 Euro pro Quadratmeter an Nettokaltmiete zu zahlen. „Daraus den Schluss zu ziehen, dass das Wohnen in Berlin nach wie vor günstig sei, ist vollkommen abwegig“, erklärte Mietervereinsgeschäftsführer Reiner Wild zur Interpretation des Vermieterverbandes BBU.
„Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen“, so Wild. „Mit der Mietzahlungsbereitschaft orientieren sich die Wohnungssuchenden an den derzeitigen Forderungen der Vermieter bei Wiedervermietungen. Den Suchenden bleibt auch gar nichts anderes übrig, wenn sie eine Wohnung finden wollen. Die angeblich bereitwillig gezahlten Miethöhen von bis 8,70 Euro entsprechen in etwa den Angebotsmieten in den innerstädtischen Quartieren, viele liegen sogar deutlich darüber. Der Vergleich mit den Miethöhen aus Bestandsmietverhältnissen ist nicht redlich.
Einer weiteren These des BBU stimmt der Berliner Mieterverein allerdings zu. Der Wohnungsneubau erfolgt in der Tat nicht für breite Schichten der Bevölkerung. Im Gegenteil, von ihm profitiert ausschließlich das obere Einkommensdrittel. Ein Bericht des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg zeigt, dass 47,5 % aller 2012 fertig gestellten Wohnungen sich in 1- und 2-Familienhäusern befinden. Nur in den drei Bezirken Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg und Charlottenburg-Wilmersdorf liegt der Anteil fertig gestellter Wohngebäude mit 3 und mehr Wohnungen bei mehr als 20 %. In Friedrichshain-Kreuzberg sind 65,2 % aller in 2012 fertig gestellten Wohnungen Eigentumswohnungen, in Mitte sind es 52,2 % und in Charlottenburg-Wilmersdorf 46,2 %. Die wenigen vermieteten Neubauwohnungen liegen im Mietpreis nach den Erfahrungen des Mietervereins zwischen 11 und 16 Euro pro Quadratmeter nettokalt. „Das wirft einen erheblichen Schatten auf die Lösung der Wohnungsmarktprobleme durch Neubauten“, erklärt Wild.
16.01.2014