2010 wurden in Berlin so viele Gäste begrüßt wie noch nie. Der Tourismus ist in der armen Stadt ein nicht mehr wegzudenkender Wirtschaftsfaktor. Was für die Hotels, den Einzelhandel und die Landeskasse ein Segen ist, ist vor allem für manchen, der direkt an den Hotspots der Party-Touristen wohnt, ein Fluch. Eine Anwohnerversammlung in Kreuzberg zu den Auswirkungen des Tourismus auf den Wrangelkiez stieß eine hitzige Debatte an, in der viele aneinander vorbeiredeten. Klar wurde nur: Berlin braucht einen stadtverträglicheren Tourismus und muss noch einiges dafür tun.
„Hilfe, die Touris kommen“, stand auf Plakaten, mit denen Die Grünen im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg Ende Februar zu einer Diskussion über Probleme mit dem boomenden Tourismus im Wrangelkiez eingeladen hatten. Anwohner der Schlesischen Straße berichteten von volltrunkenen und drogenberauschten Party-Touristen, die nachts grölend durchs Viertel ziehen, in Hauseingänge pinkelten, sich auf den Bürgersteigen erbrächen und auf den Straßen Müll und Glasscherben hinterließen, so wie es wohl auch auf Mallorca, an der Costa Brava, in Rom oder anderen Touristenzentren häufiger vorkommt. Zudem würden immer mehr Wohnungen als Ferien-Apartments vermietet, wodurch die Probleme auch in die Mietshäuser hineingezogen würden.
Obwohl das Thema nicht neu ist, hat die Debatte sogar ein bundesweites Echo erfahren. Schließlich fand die Veranstaltung in dem Stadtteil statt, der deutschlandweit als toleranter und offener Multikulti-Vorzeigestadtteil gilt. Tatsächlich konnte man bei einigen Wortmeldungen – wenn man denn wollte – einen fremdenfeindlichen Unterton gegenüber den Touristen heraushören.
Doch die Probleme, die sich für Anwohner ergeben, wenn sich der Party-Tourismus ungezügelt in einem Wohngebiet ausbreitet, sind freilich nicht von der Hand zu weisen.
Eine Branche auf Rekordkurs
Ärger mit Kneipen- und Partylärm gibt es schon seit langem in vielen Stadtteilen. Während sich die Situation am Kollwitzplatz im Ortsteil Prenzlauer Berg weitgehend entspannt hat, weil die lärmigen Kneipen allmählich Brunch-Cafés gewichen sind, gibt es in der Oranienburger Straße in Mitte nach wie vor „Pub Crawls“ – organisierte Flatrate-Sauftouren großer Gruppen durch mehrere Gaststätten. In der Friedrichshainer Simon-Dach-Straße hat sich um das Jahr 2000 herum eine bis dahin ungekannte Kneipenkonzentration gebildet, die auch schnell Eingang in die internationale Reiseliteratur fand.
Die gleichzeitig einsetzende Billigfliegerei brachte es mit sich, dass immer mehr auswärtige Gäste zum Teil der Lärmbelastung wurden, bis schließlich das Lärm- und Müllproblem – wie jetzt im Wrangelkiez oder bei den nächtlichen Spontanpartys auf der Kreuzberger Admiralbrücke – hauptsächlich als Tourismusproblem gesehen wird.
Der Tourismus ist in Berlin eine der wenigen Wachstumsbranchen und hat sich zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor entwickelt. 2010 war für Berlin ein Rekordjahr: 20,8 Millionen Übernachtungen wurden gezählt. Das sind über zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Im Schnitt verweilen die Übernachtungsgäste 2,3 Tage in Berlin. Mit knapp 12,3 Millionen Übernachtungen machen Gäste aus Deutschland den bei weitem größten Anteil aus. Es folgen Italiener und Briten mit jeweils rund 800.000 Übernachtungen. Mehr als 500 000 Mal haben auch Niederländer, Spanier, US-Amerikaner und Dänen in Berlin genächtigt. Noch im Jahr 1993 hatte Berlin insgesamt nur 7,3 Millionen Übernachtungen zu verzeichnen. Die Zahl der Hotelbetten ist seitdem von 43.000 auf 111.000 angestiegen. Rund 230.000 Berliner sind im Bereich Tourismus beschäftigt. Weder Finanzkrise noch hohe Treibstoffpreise konnten dem Tourismusboom etwas anhaben.
Im Vergleich mit anderen europäischen Metropolen ist Berlin ein preisgünstiges Reiseziel. Im Jahr 2010 zahlten die Hotelgäste hier im Durchschnitt 89 Euro pro Nacht. Günstiger ist es nur in Budapest und Prag. In London und Kopenhagen lagen die Preise bei über 130 Euro, in Moskau sogar bei 258 Euro.
Ganz Berlin ist ein Vergnügungsviertel
Den Berlin-Besuchern geht es währenddessen nicht mehr so sehr um die klassischen Sehenswürdigkeiten. Brandenburger Tor, Mauerreste, Museumsinsel und Ku’damm-Bummel gehören zwar nach wie vor zum Standardprogramm, aber darüber hinaus wollen viele auch das „authentische“ Lebensgefühl der Stadt erfahren. Das finden sie nicht am Gendarmenmarkt oder auf dem Potsdamer Platz, sondern in den Kiezen, wo die Berliner wohnen. Die Urbanität Berlins mit seinem gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr ist für Touristen sehr attraktiv. Vor allem junge Gäste schätzen das liberale Klima: In der Öffentlichkeit Alkohol zu trinken und zu rauchen, ist in vielen Städten der Welt verpönt oder gar verboten. Man kann in Berlin auch relativ leicht weiche Drogen bekommen. Selbst mit dem alten Hut, dass es hier keine Sperrstunde gibt, kann man noch Touristen anlocken.
Das Berlin-Typische wird denn auch von der Tourismusmarketing-Gesellschaft „visitBerlin“ betont: „Wir müssen Berlin so überraschend halten, wie es heute ist. Die Besucher lieben den ständigen Wandel, das Authentische und nicht Fertige in der deutschen Hauptstadt“, erklärt visitBerlin-Geschäftsführer Burkhard Kieker.
Zum Authentischen gehört auch, dass es in Berlin kein abgegrenztes „Vergnügungsviertel“ gibt, sondern die gesamte Innenstadt durchmischt ist: Überall wird auch gewohnt. In der Düsseldorfer Altstadt, auf der Hamburger Reeperbahn oder in Frankfurt-Sachsenhausen kann man feiern, wie man will – auf Anwohner braucht man keine Rücksicht zu nehmen, weil dort kaum noch jemand wohnt. In Berlin sind hingegen selbst die Orte mit den höchsten Kneipendichten immer noch überwiegend Wohngebiete: Über jeder Kneipe in der Simon-Dach-Straße gibt es vier Stockwerke, in denen gewohnt wird. Auf diese Durchmischung nehmen die Feierwütigsten unter den Berlin-Touristen allerdings keine Rücksicht. So wie sie sich in anderen Städten im Vergnügungsviertel bewegen, machen sie in Berlin die Gegend mit den gerade angesagten Clubs zu einer großen Partyzone.
Davon wird nicht nur das Wohnen berührt, auch die Gewerbestruktur ändert sich. In Friedrichshain konnte man beobachten, wie sich im Umfeld der Simon-Dach-Straße und der vielen Hostels nach und nach „szenetypische“ Läden ausbreiteten: Internetcafés, Spätverkaufsläden, Imbisse und T-Shirt-Läden leben zum guten Teil von Touristen. Fachgeschäfte, die auf den Bedarf der Anwohner zugeschnitten sind, haben es in diesem Umfeld schwer.
Auffällig ist, dass in Mitte, Prenzlauer Berg und Friedrichshain die Gentrifizierung, also die Aufwertung und Verteuerung der Wohngebiete, immer mit einem erhöhten touristischen Interesse einherging. Wie weit der Tourismus in diesem Prozess Ursache oder Wirkung ist, wurde jedoch noch nicht wissenschaftlich untersucht.
Protestaktionen gegen die „Touristifizierung“ ließen jedenfalls nicht lange auf sich warten: So benannte jemand per Überklebung des Straßenschildes die Kreuzberger Falckensteinstraße in „Ballermannstraße“ um.
Die Neuköllner Weserstraße wurde auf die gleiche Weise zur „Simon-Weserstraße“. Für Aufregung sorgen zurzeit Aufkleber, auf denen in Anlehnung an das Logo „I ? NY“ („I love New York“) mit durchgestrichenem Herz steht: „Berlin liebt dich nicht.“ Auch wenn gar nicht gesagt wird, an wen sich die massenhaft verklebte Botschaft richtet, wird es allgemein als tourismusfeindliche Aussage verstanden und verurteilt.
Dabei sind die Touristen in Berlin weniger dominant als in vielen anderen Städten. Weil 60 Prozent der Gäste aus dem Inland kommen, sind Verständigungsprobleme aufgrund sprachlicher Barrieren eher seltener.
Zwischen legitimem Protest und fremdenfeindlichem Tonfall
In Amsterdam und Wien kommen mehr als 80 Prozent der Gäste aus dem Ausland, in Prag sogar 90 Prozent. Auch in Barcelona, Rom und Paris sind mehr als zwei Drittel der Touristen Ausländer. Während der Reisesaison sind die Altstädte von Prag oder Florenz fest in der Hand von Touristen – nicht wenige davon übrigens aus Deutschland. Kein Wunder also, dass auch die dortigen Einwohner dem Tourismus nicht nur positive Seiten abgewinnen.
„Es ist natürlich unbestreitbar, dass mit dem Tourismus auch Begleiterscheinungen verbunden sind, die nicht an allen Stellen auf Begeisterung stoßen“, weiß Berlins Wirtschaftssenator Wolf. „Das darf nur nicht in einen tourismusfeindlichen Tonfall umkippen.“
Lärmbeschwerden genervter Anwohner landen bei den Ordnungsämtern, die nur selten etwas ausrichten können. Bei Kneipen mit Schankvorgärten können sie nach 22 Uhr Ruhe anmahnen oder einschreiten, wenn der gesamte Bürgersteig mit Tischen und Stühlen vollgestellt ist. In der Regel gleicht das einer Sisyphus-Arbeit. Im öffentlichen Raum, wo es keinen Verantwortlichen oder Veranstalter gibt, laufen solche Bemühungen ins Leere. Auf der Admiralbrücke hat der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg deshalb eine Vor-Ort-Mediation eingesetzt, die um Verständnis für das Ruhebedürfnis der Anwohner warb. Ein nachhaltiger Erfolg blieb aus. Im Mauerpark, der jeden Sonntag Schauplatz einer riesigen Open-Air-Party mit einer inzwischen weltbekannten Karaoke-Show ist, versucht der Bezirk Pankow mit unterirdischen Abfallcontainern und singenden Papierkörben dem Müllproblem irgendwie Herr zu werden. „Diese Konflikte müssen vor Ort gelöst werden“, meint Harald Wolf. „Da gibt es keine einfachen Lösungen. Aber der Grundsatz ist das Gespräch und die Moderation.“
Touristenströme lassen sich nicht lenken
Den Autoren der Reiseliteratur kann man selbstverständlich nicht vorschreiben, was sie ihren Lesern als Geheimtipp anpreisen und was nicht. Politik und Verwaltung können nur an kleinen Stellschrauben drehen, um die Entwicklung in vernünftigen Bahnen zu halten. Die Bezirke Charlottenburg-Wilmersdorf und Friedrichshain-Kreuzberg haben eine „City-Tax“ oder Bettensteuer vorgeschlagen, um damit beispielsweise eine häufigere Reinigung besonders belasteter Parks und Straßen zu bezahlen. Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg hat zudem im Herbst 2010 Richtlinien erlassen, mit denen dem Bau neuer Hotels im Ortsteil Friedrichshain ein sehr enger Rahmen gesetzt wird: Beherbergungsbetriebe in Wohnstraßen oder in der Nähe weiterer Hotels erhalten keine Baugenehmigung mehr. Auch wenn sie mehr als 100 Betten haben oder ein sonstiges Störpotenzial aufweisen, werden sie nicht zugelassen. Von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung können sich die Bezirke bei diesem Thema indessen keine Unterstützung erhoffen. Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) bekannte im Abgeordnetenhaus, nicht zu wissen, was „stadtunverträgliche Hotels“ sein sollen: „Dieser Begriff ist mir so grausam fremd, dass ich mir nicht das Geringste darunter vorstellen kann.“
Partylärm, Vermüllung, Suff und Drogenhandel kann man nicht allein den Touristen in die Schuhe schieben, denn zum Partyvolk gehören auch genug Berliner. Andererseits: Die Anwohnerkritik an diesen Zuständen kann man auch nicht in die fremdenfeindliche Ecke stellen. Wer in einer Gegend wohnt, die plötzlich zur Partylocation wird, hat dasselbe Recht auf Nachtruhe und ein intaktes Wohnumfeld wie die Bewohner der Stadtteile, die von der internationalen Karawane (noch) links liegen gelassen werden.
Jens Sethmann
Tür an Tür mit Berlins Touristen
Dauerpartys im Haus, herumliegender Müll im Flur, nächtliches Klingeln verirrter Touristen, ständig fremde Menschen im Treppenhaus – Mieter sind oft auf eine schwere Probe gestellt, wenn in ihrem Haus Ferienwohnungen eingerichtet wurden. Und nicht nur für die direkt betroffenen Mieter ist die Ausbreitung von Ferienapartments ein Ärgernis, auch für alle anderen hat das Nachteile: Stehen doch die umgenutzten Wohnungen nicht mehr dem Wohnungsmarkt zur Verfügung.
Das Wohnungsangebot verknappt sich, die Mieten steigen.Die Umnutzung von Mietwohnungen in Touristenapartments ist in Berlin legal. Die Verordnung, die eine solche Zweckentfremdung verboten hat, ist 2002 gerichtlich gekippt worden, weil der Wohnungsmarkt entspannt sei, so die Argumentation des Oberverwaltungsgerichts Berlin. Die Richter verwiesen dabei besonders auf die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, die damals ständig von einem sehr hohen Wohnungsleerstand sprach.
Weil die Umnutzung seither nicht mehr genehmigt oder bei einem Amt angezeigt werden muss, weiß heute niemand, wie viele Wohnungen inzwischen als Ferienapartments zweckentfremdet worden sind. In diversen Internetportalen häufen sich die Angebote in den Innenstadtbezirken Mitte, Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Kreuzberg. Immer öfter sieht man auf Klingelschildern statt Namen nur noch Nummern, mancherorts sind ganze Gebäudeteile zu einem Pensionsbetrieb umgewandelt. Der seit 2009 vor allem in der Innenstadt spürbar gesunkene Wohnungsleerstand ist mittlerweile in mehreren Studien dokumentiert. Beide Koalitionsfraktionen befürworten inzwischen ein neues Verbot der Zweckentfremdung, doch die Senatsverwaltung spricht immer noch von einem entspannten Wohnungsmarkt und sieht keinen Anlass, eine solche Verordnung vor den Abgeordnetenhauswahlen auf den Weg zu bringen.
Im Juni 2010 setzte der Senat jedoch eine neue Betriebsverordnung in Kraft. Danach müssen Beherbergungsstätten mit mehr als zwölf Betten die gleichen Auflagen zu Brandschutz und Fluchtwegen erfüllen wie Hotels. In normalen Wohnhäusern wäre dies nur mit erheblichen Umbauten zu erreichen. In den meisten „Grau-Herbergen“ gibt es pro Haus jedoch weniger Gästebetten, so dass keine Auflagen erfüllt werden müssen. Und selbst dort, wo die Lage eindeutig erscheint, ist die Verordnung nicht leicht durchzusetzen. Im Plattenbau-Ensemble an der Wilhelmstraße in Mitte will der Bezirk mit einer Musterklage die Ferienwohnnutzung beenden. Hier sind 257 Wohnungen umgenutzt worden, allerdings bevor die neue Betriebsverordnung in Kraft trat. „Die Verwaltung tut, was möglich ist“, versichert Stadtentwicklungsstadtrat Ephraim Gothe (SPD). Das Bezirksamt forderte vom Eigentümer Bauunterlagen für ein Baugenehmigungsverfahren zur Umnutzung. Da der Eigentümer dagegen Widerspruch eingelegt hat, will der Bezirk anhand eines Aufgangs ein Musterverfahren ausfechten. „Es besteht im Interesse aller Beteiligten die Absicht, so schnell wie möglich in das ohnehin unumgängliche Klageverfahren vor dem Verwaltungsgericht einzutreten und von dort eine Entscheidung zu erhalten“, erklärt Gothe.
js
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Von der Pilgerfahrt zum Massenphänomen
„Tourismus ist eine soziale, kulturelle und ökonomische Erscheinung, die es mit sich bringt, dass Menschen zu persönlichen oder geschäftlich-beruflichen Zwecken in Länder oder an Orte außerhalb ihrer gewöhnlichen Umgebung reisen.“ So lautet die Definition der UN-Welttourismusorganisation. Wer am Ziel der Reise mindestens einmal übernachtet und dort nicht länger als ein Jahr bleibt, gilt definitionsgemäß als Tourist.
Der Begriff Tourismus taucht zum ersten Mal um 1800 im Englischen auf („tourism“). Im Deutschen sprach man bis in die 1980er Jahre überwiegend von Fremdenverkehr.
Reisen wurden früher vor allem unternommen, um Handel zu treiben, Rohstoffe auszubeuten oder Länder zu erobern. Die früheste Form des Tourismus waren Pilgerreisen, die schon aus dem alten Ägypten überliefert sind. In Europa hat sich im Mittelalter ein reger Wallfahrttourismus entwickelt. Fernreisen waren ansonsten eine teure Angelegenheit und überwiegend dem Adel vorbehalten. Man reiste, um sich zu bilden. Erholungsreisen kamen erst im 19. Jahrhundert auf. Der Engländer Thomas Cook, der ab 1869 Schiffsreisen veranstaltete, gilt als Erfinder des Pauschaltourismus.
Obwohl sich im 20. Jahrhundert das Recht auf bezahlten Urlaub in Europa und Nordamerika durchsetzte, blieben Reisen für die meisten Menschen unbezahlbar. Der Massentourismus begann erst in den späten 50er Jahren. Die Urlaubsfahrt mit dem VW-Käfer über den Brenner an die Adria wurde fester Bestandteil des bundesdeutschen „Wirtschaftswunders“. In der Folge wandelten sich viele Fischerdörfer am Mittelmeer und Bergbauerngehöfte in den Alpen zu Hotelburgen. Der Tourist steht vor dem Dilemma, dass er das, was er sucht, gleichzeitig zerstört. Der „sanfte Tourismus“, mit dem nachteilige Folgen am Reiseziel vermieden werden sollen, bleibt bis heute eine Randerscheinung. Billiger werdende Flüge ziehen die Urlauber stattdessen an immer abgelegenere, exotischere Orte. Gleichzeitig gibt es einen verstärkten Trend zu individuellen Kurzurlauben, die nicht weit im Voraus gebucht werden müssen.
js
MieterMagazin 7+8/11
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10.05.2016