Die Großsiedlung Buch im Norden von Pankow ist im Dezember 2009 in das Bund-Länder-Förderprogramm „Stadtumbau Ost“ aufgenommen worden. Nach jahrelangem Stillstand soll der Stadtteil auf Vordermann gebracht werden. In den Modernisierungsankündigungen konfrontiert die Howoge ihre Mieter allerdings mit enormen Mietsteigerungen.
Bis 2014 will die landeseigene Howoge alle ihre noch unsanierten Plattenbauwohnungen in Buch modernisieren. Seit dem 1. Juli 2009 ist das Wohnungsunternehmen hier der größte Vermieter. Die Howoge kaufte an diesem Tag alle 3127 Bucher Wohnungen des ebenfalls städtischen Unternehmens Gesobau, das mit der Sanierung dieser Bestände offensichtlich überfordert war. Die Howoge hat mit Buch nun Großes vor: Für insgesamt 80 Millionen Euro sollen die Wohnungen seniorengerecht umgebaut und auf den „modernsten energetischen Standard“ gebracht werden.
Bei den Mietern führte sich die Howoge Ende November allerdings mit einem unangenehmen Paukenschlag ein. Die Bewohner von fünf Blocks erhielten Modernisierungsankündigungen, in denen ihnen Nettokaltmieten von 7 bis 8,50 Euro pro Quadratmeter in Aussicht gestellt wurden – ein Schock für die Mieter, deren Miete sich damit nahezu verdoppeln würde. Viele von ihnen sind Rentner und ALG-II-Bezieher, die ersten sind schon Hals über Kopf ausgezogen. „Die Mieter sind absolut verunsichert“, sagt Rechtsberater Peter Riehl vom Berliner Mieterverein.
Um im April mit dem Bau beginnen zu können, hat die Howoge „vorerst sämtliche durchführbaren Maßnahmen angekündigt“, wie sie den Mietern schreibt. „In welchem Umfang diese nun tatsächlich ausgeführt werden, steht noch nicht fest.“ So werde man wahrscheinlich auf den Einbau einer Videogegensprechanlage verzichten, was die Höhe der Modernisierungsumlage senke. Über die Einzelheiten bietet die Howoge den Mietern individuelle Vereinbarungen an. Auch erwarte man einen zinsverbilligten Kredit der KfW-Bank, der „nach der Modernisierung letztlich zur Sicherstellung sozialverträglicher Mieten“ führe, so Howoge-Sprecherin Jacqueline Tartler. Die Nebenkosten sollen außerdem auf 2,10 Euro pro Quadratmeter sinken – was die Wohnkostensteigerung jedoch nur leicht abmildert.
Im übrigen sanierten Bestand der Howoge liegt die durchschnittliche Nettokaltmiete bei 5,12 Euro pro Quadratmeter. Die Vermietbarkeit der Bucher Wohnungen zu Preisen von 7 bis 8,50 Euro schätzt das Unternehmen dennoch als „gut“ ein. „Wesentlich ist, dass es sich hierbei nicht um Standardwohnungen handeln wird, sondern um solche mit einem hohen Ausstattungskomfort“, erklärt Tartler.
Ungefähr zur gleichen Zeit wurde Buch in das Stadtumbauprogramm aufgenommen. Damit kann der Senat EU- und Bundesmittel für die Aufwertung öffentlicher Einrichtungen einsetzen. Die Stadtentwicklungsverwaltung will jährlich zwei bis drei Millionen Euro in den Stadtteil investieren.
Jens Sethmann
MieterMagazin 1+2/10
Buch wird modernisiert:
Verdoppeln sich jetzt die Mieten?
Foto: Christian Muhrbeck
02.01.2018