Als Familie W. mit ihren Kindern im Sommer 2006 ins Parkviertel Dahlem zogen, glaubten sie Ulrich Weber, Geschäftsführer der Berliner Apellas-Gruppe, der damals verkündete: „Unser Anspruch ist es, das Parkviertel Dahlem zum attraktivsten und familienfreundlichsten Wohnort der Hauptstadt zu machen.“ Dieser Anspruch hat sich als Illusion erwiesen.
Seit dem 1. Januar 2007 gehören 462 sanierte Wohnungen im Parkviertel zwischen Hüttenweg und Clayallee der „Gagfah Group“ – auch das Haus Flanaganstraße 31, das für Familie W. allerdings nicht die Erfüllung ihrer Träume bedeutete.
Bereits im Winter 2006 zeigte sich zum ersten Mal Schimmel in der Wohnung. Beschwerden und Mietminderungen ließen die „Hermes Hausverwaltung“ und später die Gagfah kalt. Selbst nachdem der Eigentümer in einem Anerkenntnisurteil des Amtsgerichts Schöneberg vom Januar 2008 verurteilt wurde, die Mängel zu beseitigen, tat sich lange Zeit nichts. Erst Ende 2008 wurden die Fenster von einem Tischler nachgearbeitet. Ein vorhandener Schimmelbefall wurde einfach überstrichen. Ursache der Schimmelbildung ist nach Ansicht der Mieter nicht falsches Heiz- und Lüftungsverhalten der Mieter, sondern eine mangelhafte Wärmedämmung. Eine Innenwanddämmung aus Silikat, von der Gagfah vorgeschlagen, würde bauphysikalisch bedingte Probleme nicht lösen.
Eine von den W.s im Januar 2009 in Auftrag gegebene Analyse bestätigte in der Wohnung „auffällig erhöhte Schimmelpilzgattungen“. Eine Allergologin riet ihnen auszuziehen, denn ihre jüngste Tochter reagiert inzwischen auf Schimmelpilze allergisch. Viele der 24 Mietparteien haben ähnliche Probleme, mehrere Mieter sind inzwischen ausgezogen. Bettina Benner, Pressesprecherin der Gagfah, wiegelt ab: „Uns sind keine Schäden der Bausubstanz bekannt, auf die Schimmelprobleme in einzelnen Wohnungen zurückzuführen wären.“ Die Mieter haben mittlerweile auch das zuständige Bau- und Wohnungsaufsichtsamt in Bewegung gesetzt.
Rainer Bratfisch
MieterMagazin 5/09
Keine Lösung von Dauer: In Familie W.s Wohnung wurde der Schimmel einfach überstrichen
Foto: Sabine Münch
11.06.2018