Der beste Abfall ist der, der gar nicht erst anfällt. Der zweitbeste ist der, der recycelt wird. Nur die festen Abfälle, die sich nicht weiter verwerten lassen, gehören in die graue Hausmülltonne.
Abfälle sollten nicht einfach komplett in die graue Tonne geworfen werden in dem Glauben, dass ja später doch alles sortiert wird, schreibt der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in seinem Positionspapier „Wege zu einer nachhaltigen Abfallwirtschaft“. Zwar wird der gesamte Abfall in der Regel in automatischen Anlagen nachsortiert und dann aufgearbeitet. Doch komplett unsortierter Müll muss erst getrocknet werden und das kostet viel Energie. Zudem ist Recycling wirtschaftlich vor allem dann attraktiv, wenn die einzelnen Abfallfraktionen hochwertig sind. Gemeinsam gesammelte Abfälle sind jedoch zu verschmutzt, um daraus Wertstoffe von hoher Qualität gewinnen zu können, betont der BUND und lehnt deshalb eine Mischtonne für alle Abfälle ab. „Biomüll und Glasscherben in Abfallgemischen verringern die Papier- und Kunststoffqualität.“ Das erhöht zum Beispiel bei Kunststoffen den Aufwand bei der Aufarbeitung beziehungsweise führt zu einer Abwertung des recycelten Materials, dem „Downcycling“-Effekt.
Auch eine gemeinsame Erfassung von Restmüll- und Leichtverpackungen in einer „Zebratonne“ lehnt der BUND aus Gründen der Qualitätssicherung ab. Darüber hinaus würde eine Vermischung von Restmüll mit Wertstoffen rechtliche Probleme nach sich ziehen: Während Verpackungen seit Einführung des Dualen Systems Anfang der 90er Jahre privat entsorgt werden, sind für den Rest- wie auch für den Biomüll öffentlich-rechtliche Entsorger wie die Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) zuständig. Es geht also auch darum, wem der Müll in einer gemischten Tonne gehört, wer ihn entsorgt, recycelt und die Gebühren kassiert.
Seit Juni 2005 darf Restmüll nicht mehr unbehandelt deponiert werden. Im Jahr 2008 fielen insgesamt 935.000 Tonnen Berliner Hausmüll an. Mehr als die Hälfte davon wird im Müllheizkraftwerk Ruhleben thermisch behandelt. „Aus dem Prozessdampf wird Strom und Wärme hergestellt, der 31.000 Haushalte mit Wärme und 63.000 Haushalte mit Strom versorgt“, erläutert BSR-Sprecherin Sabine Thümler. Aus der Schlacke werden circa 12.000 Tonnen Metalle ausgesondert und wiederverwendet. Die Schlacke selbst (114.000 Tonnen) wird für die Deponiesanierung genutzt.
44 Prozent des Hausmülls werden in mechanischen, mechanisch-biologischen oder mechanisch-physikalischen Anlagen aufbereitet. „Die gut brennbaren Anteile gehen in die sogenannte Mitverbrennung – zum Beispiel in Zementwerke“, so Thümler. 18.000 Tonnen Metall aus der Aufbereitung werden wieder in den Stoffkreislauf zurückgeführt. Ein Prozent des Hausmülls kommt in die Sperrmüllaufbereitung, in der ebenfalls Wertstoffe wie Metalle gewonnen und Ersatzbrennstoff erzeugt wird.
Kristina Simons
Rechnung nach Verursacherprinzip
Beispiele aus mehreren Städten zeigen, dass die Restmüllmenge und damit auch die Betriebskosten sinken, wenn der Müll verbrauchsabhängig abgerechnet wird. Technisch funktioniert das über sogenannte Müllschleusen: Sie registrieren die eingeworfene Müllmenge. Über eine Chipkarte oder einen Transponder haben die Mieter Zugang zu diesen Müllbehältern und können sicher sein, dass nur ihr eigener Restmüll gewogen wird. Auch in Berlin nutzen bereits einige Hausverwaltungen solche Müllschleusen.
ks
Weitere Informationen auf der Internetseite der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz:
www.berlin.de/sen/uvk/umwelt/
kreislaufwirtschaft/abfallbehoerde/
(Pfad: Abfall)
MieterMagazin 7+8/09
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24.01.2023