In den letzten 20 Jahren hat sich in der Abfallwirtschaft einiges getan: Wurde Müll früher vor allem deponiert, dominiert heute aus ökologischen Gründen das Recycling. Dennoch muss immer noch eine beträchtliche Restmüllmenge beseitigt werden.
„Vermeiden, verwerten, beseitigen“ – diese Hierarchie gilt für Abfall seit Mitte der 1980er Jahre. Da waren die Tage der Müllkippe in jedem Dorf schon gezählt: 50000 existierten bis Anfang der 70er Jahre deutschlandweit. Heute gibt es gerade mal 160 Deponien für Siedlungsabfälle. Berlin hat keine, sondern nutzt Lagerstätten in Brandenburg. Seit Juni 2005 dürfen aus Klimaschutzgründen nur noch behandelte Abfälle abgelagert werden. Denn bei der herkömmlichen Deponierung setzen die biogenen Müllanteile unter anderem Methan frei. Dieses Gas ist um ein Vielfaches klimaschädlicher als Kohlendioxid.
Um Umweltschäden so weit wie möglich zu verhindern, wird der Abfall beziehungsweise seine Überbleibsel behandelt: in Müllverbrennungsanlagen (MVA) und in mechanisch-biologischen Anlagen (MBA).
In Müllverbrennungsanlagen landen etwa 70 Prozent des Haus- und Sperrmülls. Bei der Verbrennung werden zahlreiche Schadstoffe wie Quecksilber, Blei, Staub, Stickoxide und verschiedene Schwermetalle emittiert, die zum Teil mittels Rauchgasreinigung aufwändig entfernt werden müssen. Dank strenger Immissionsschutzvorgaben ist die Schadstoffbelastung zwar im Normalfall sehr gering, doch die Grenzwerte dürfen zum Beispiel bei Betriebsstörungen weit überschritten werden. Wie bei jeder Verbrennung bleiben auch in Müllverbrennungsanlagen Rückstände wie Schlacke (Asche) und Filterstäube übrig. Die in der Asche enthaltenen Metalle können weiterverwertet werden, die Stäube sind hingegen Sondermüll und kommen auf entsprechende Deponien. Einen Beitrag zum Klimaschutz können Müllverbrennungsanlagen auch dadurch leisten, dass sie – wie in Berlin – die produzierte Energie mittels Kraft-Wärme-Kopplung nutzen und ins Strom- und Fernwärmenetz einspeisen.
Aus ökologischen wie technischen Gründen propagieren Umweltschützer die mechanisch-biologische Restmüllbehandlung. Dabei wird der Abfall geschreddert, gesiebt und nach Kunststoffen, Metallen und Bioabfällen sortiert. Biologisch abbaubare Rückstände werden entweder schadlos deponiert oder in einer Biogasanlage energetisch genutzt. Der Rest kann zum großen Teil als Wertstoff wiederverwendet werden. Der kleinere Teil geht in die Verbrennung. Laut BUND schneiden mechanisch-biologische Anlagen gegenüber den Müllverbrennungsanlagen bei den Treibhausgasemissionen, der Methanbildung, dem Primärenergieverbrauch, der Anlagensicherheit und den Gesamtkosten deutlich besser ab.
Recycling weist in den meisten Fällen eine bessere Energiebilanz auf als die thermische Verwertung. Nach Berechnungen des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik werden durch das Recycling von Papier sowie Stahl über 50 Prozent weniger Treibhausgase ausgestoßen als bei der Herstellung der entsprechenden Materialien aus Primärrohstoffen. Bei Polyethylenfolie liegt das Einsparpotenzial bei rund 70 und bei PET sogar bei fast 85 Prozent. Sekundärrohstoffe zu verwenden, spart laut Deutscher Umwelthilfe Energiekosten von jährlich 2,2 Milliarden Euro.
Kristina Simons
Umstrittener Zeitgenosse: der Müllschlucker
Müllschlucker sind aus Umwelt-, Kosten- und Sicherheitsgründen umstritten, denn ein Mix aus Essensresten, Verpackungen, Zigarettenkippen und Papier gelangt über einen langen Schacht in einen großen Restmüllbehälter. Der Abfall wird hier in der Regel zu Ballen gepresst und kann dann nicht mehr sortiert und wiederverwertet werden. Auch wenn im Hof zusätzlich Wertstofftonnen stehen, verlocken Müllschlucker schon aus Bequemlichkeit dazu, auf das Mülltrennen zu verzichten.
ks
Positionspapier des Bund für Umwelt- und Naturschutz:
„Wege zu einer nachhaltigen Abfallwirtschaft“ unter
www.bund.net
(Pfad: Publikationen / Publikationsdatenbank)
MieterMagazin 7+8/09
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07.06.2013