Insgesamt 1,53 Millionen Kilometer gekehrte Straßen und über 930.000 Tonnen gesammelter Hausmüll im Jahr – die Zahlen der Berliner Stadtreinigung sind beeindruckend. Das Unternehmen, das signalfarben („Orange macht Putz“) seine Allgegenwart in der Hauptstadt dokumentiert, ist das größte kommunale Entsorgungsunternehmen Deutschlands.
Die BSR wurde 1951 gegründet und 1967 in einen städtischen Eigenbetrieb umgewandelt. 1992 erfolgte die Fusion mit der „Stadtreinigung Berlin“ (SB). Das Land Berlin hat der BSR die Sammlung und Entsorgung von Siedlungsabfällen, die Straßenreinigung sowie den Winterdienst übertragen. Für Haus- und Biomüll, die Recyclinghöfe für Haushaltsabfälle und die Schadstoffsammelstellen hat die Stadtreinigung ein Monopol, zumindest noch bis zum Jahr 2015. Die Entsorgung von Glas, Papier und dem Inhalt der gelben Tonne unterliegt dagegen dem freien Wettbewerb.
Felicitas Kubala, umweltpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen, befürwortet die kommunale Überantwortung des Hausmülls an das städtische Unternehmen. „Die BSR macht ihre Arbeit grundsätzlich gut.“ Ähnlich das Urteil von Andreas Jarfe, Geschäftsführer des Bundes für Umwelt- und Naturschutz: „Es ist richtig, dass die Abfallentsorgung über die BSR einer öffentlichen Kontrolle unterliegt.“ Abfall habe ein hohes ökologisches Gefahrenpotenzial – fehlende Kontrolle könne gravierende Auswirkungen haben. Und das nicht nur für die Umwelt: „Möglicherweise bietet ein privater Anbieter die Entsorgung preiswerter an, zahlt seinen Mitarbeitern dafür aber nur Dumpinglöhne“, sagt Jarfe. Eine gute ökologische Abfallverwertung habe ihren Preis. Der ist in Berlin nicht übertrieben hoch. Ein Vergleich des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) von 2008 zeigt, dass Berlin die bundesweit günstigste Müllabfuhr hat.
„Die BSR hat eine gute Infrastruktur – daher ist es sinnvoll, ihr weiterhin die Verantwortung für den Restmüll zu überlassen und kilometerlange Transportwege zu anderen Anlagen zu vermeiden“, meint Kubala. Der Senat soll aber seine Verantwortung als Gebührenkontrollinstanz stärker als bisher wahrnehmen.
BUND, Grüne und die SPD-Fraktion wünschen sich von der BSR eine Ausweitung der Bioabfall-Sammlung. Es müssten mehr Anreize geschaffen werden, Biomüll zu trennen, etwa durch den Einbau spezieller Filter-Deckel in die Entsorgungsbehälter, um Geruchsbelästigungen zu vermeiden.
Ein Schritt in die richtige Richtung sei der Bau einer Vergärungsanlage für Biomüll, die nächstes Jahr in Betrieb gehen soll. Der Einsatz des dadurch gewonnenen Biogases als Kraftstoff für die BSR-eigenen Fahrzeuge wird die Atmosphäre um 5000 Tonnen CO2 im Jahr entlasten.
Sina Tschacher
Der Papierkorb an der Ecke
Rund 21.000 der kleinen orange-farbenen Abfallbehälter sind im Stadtgebiet verteilt. Im Jahr 2008 wurden darin über 6200 Tonnen Müll gesammelt – eine bunte Mischung: vom Döner-Rest über Eispapier, Kaffeebecher, Taschentücher bis hin zum Beutel mit Hundekot. Der Inhalt der BSR-Körbe wird im Müllheizkraftwerk verbrannt, um daraus Strom und Wärme zu gewinnen. Die Behälter hängen vor allem an beliebten Aufenthaltsorten und in belebten Straßen. „Vorschläge von Bürgern für neue Standorte für Abfallkörbe prüfen wir übrigens gerne“, sagt BSR-Sprecherin Sabine Thümler. Finanziert werden die Körbe über die Gebühren für die graue Hausmülltonne.
tsc
MieterMagazin 7+8/09
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07.06.2013