Über Monate hat Armin Voigtmann sich geärgert: Die neuen Nachbarn machten ihm zu viel Lärm. Persönliche Beschwerden änderten daran nichts. Schließlich wandte er sich an den Berliner Mieterverein (BMV): Das für Mitglieder kostenlose Angebot einer Mediation brachte beide Seiten an einen Tisch – und den Hausfrieden zurück.
„Seit über zehn Jahren wohne ich mit meiner Frau hier in dieser Wohnung – und wir hatten bis zum vergangenen Jahr keine Probleme wegen Lärm von unseren Nachbarn“, betont Armin Voigtmann. „Aber im August des vergangenen Jahres, als das junge Paar über uns einzog, wurde das anders.“ Getrampel, laute Gespräche und ständige Partys wurden dem Lankwitzer Ehepaar schon bald zu viel. „Wenn ich mich oben beschwerte, kam etwas wie ,ja, ja‘ – aber dann war es bald wieder soweit.“ Deshalb begann Voigtmann über die Ruhestörungen Protokoll zu führen. Damit ging er zum Berliner Mieterverein, um eine Besserung notfalls rechtlich erzwingen zu können. Doch der Berater machte ihm stattdessen das Angebot einer Mediation.
Ein Mediator wendet sich dabei an die andere Mietpartei. Ist diese einverstanden, setzen sich beide Seiten gemeinsam mit dem Mediator an einen Tisch. Ziel ist es, im gegenseitigen Einvernehmen eine Vereinbarung zu treffen, mit der alle Beteiligten künftig leben können. So wird im Erfolgsfall ein kostspieliges juristisches Verfahren vermieden. Und vor allem: Der Haussegen in der Nachbarschaft wird nicht vergiftet. Wird solch eine Mediation von einem BMV-Mitglied angeregt, ist dies für alle Beteiligten kostenlos.
Marco Waelisch, der für den Berliner Mieterverein als Mediator tätig ist, rät potenziellen Interessenten: „Je früher man zum Mediator geht, desto besser läuft es im Allgemeinen.“ Die Bilanz kann sich sehen lassen: „Von zehn Konfliktvermittlungen enden etwa neun mit einer Vereinbarung, langfristig halten fünf davon“, so Waelischs Erfahrung. Lärm ist bei Mediationen das häufigste Thema.
Voigtmann ist nun zufrieden: „Nach unserem Treffen Ende September ist es wirklich besser geworden.“ Die Nachbarn hielten sich an die Vereinbarung: Sie verhalten sich ruhiger, achten auch bei ihren Gästen darauf, und bevor sie feiern, geben sie Bescheid. Die Einigung habe zudem die Atmosphäre insgesamt verbessert, freut sich Voigtmann: „Wir grüßen uns im Treppenhaus wieder.“
Lars Klaaßen
MieterMagazin 12/08
Wie der Name sagt: Der Mediator sitzt in der Mitte und vermittelt
Illustration: Susanne Nöllgen/GrafikBüro
13.06.2018