Der Berliner Mieterverein bietet seinen Mitgliedern die Mediation als ein dem Rechtsweg vorgeschaltetes Problemlösungsverfahren an. Mit Hilfe eines neutralen Vermittlers wird versucht, eine einvernehmliche Lösung zwischen den Konfliktparteien zu erzielen. Angestrebt wird eine Lösung, bei der beide Seiten gewinnen.
Beim Berliner Mieterverein kommt das Verfahren der Mediation schwerpunktmäßig bei Auseinandersetzungen zwischen Nachbarn zur Anwendung, da hier zwischenmenschliche Aspekte eine wesentliche Rolle spielen. Zwischen Mieter und Vermieter ist eine Mediation dann durchführbar, wenn beide Seiten aus persönlichen Gründen ein starkes Interesse an einem konfliktfreien Verhältnis zueinander haben.
Wie alle Verfahren zur Konfliktbearbeitung beruht auch das der Mediation auf der Anerkennung der Tatsache, dass Konflikte nicht grundsätzlich vermieden werden können. Es besteht sogar die Annahme, dass Konflikte als etwas prinzipiell Positives anzusehen sind, weil oft erst das Ausbrechen eines Konflikts allen Betroffenen deutlich macht, dass etwas im Verhältnis nicht „stimmt“.
Durch einen Konflikt wird sichtbar, dass die Beziehungen zwischen den Konfliktparteien nach Veränderung rufen. Ausbrechen eines Konflikts allen Betroffenen deutlich macht, dass etwas im Verhältnis nicht „stimmt“.
Der Konflikt als Chance
Durch einen Konflikt wird sichtbar, dass die Beziehungen zwischen den Konfliktparteien nach Veränderung rufen.Ein Konflikt bietet die Chance für eine positive Veränderung. Für den Nachbarschaftsbereich und auch für das Verhältnis von Mieter und Vermieter bedeutet dies nicht, dass aus Feinden nun Freunde werden. Es bedeutet eher, dass zwei Streitende sich nach einer Einigung freundlich grüßen und in Ruhe lassen.
Die Arbeitsgruppe Mediation im Berliner Mieterverein machte immer wieder die Erfahrung, dass ein Problem zwischen Nachbarn relativ schnell eskaliert. Zum einen liegt das daran, dass das Bedürfnis nach Ruhe in der eigenen Wohnung besonders groß ist und die Möglichkeiten, sich räumlich zu entfernen, um sich woanders „abzukühlen“, nur eingeschränkt vorhanden sind. Zum anderen fällt es oft schwer, mit dem Nachbarn über unangenehme Dinge zu sprechen, da man sich in der Regel kaum kennt und der Hausflur auch keine geeignete Räumlichkeit für ein ruhiges Gespräch darstellt. Es ist daher sinnvoll, sich rechtzeitig Hilfe zu holen, wenn es alleine nicht funktioniert.
Der Schlüssel für eine Wende in der Auseinandersetzung zwischen streitenden Parteien bilden in der Mediation die Interessen der Beteiligten. Das Verfahren der Mediation geht davon aus, dass sich auf der Ebene der Interessen immer genügend Gemeinsamkeiten finden lassen, um die Gegensätze überbrücken zu können. Im Unterschied zu den Interessen stehen die Positionen. „Positionen“ meint die Gebilde aus Gefühlen, Meinungen, Argumenten und Forderungen, die die eigentlichen Interessen überlagern und zuallererst der Abgrenzung vom Konfliktgegner und der Abwehr von dessen „Position“ dienen.
Marco Waelisch
MieterMagazin 4/07
Da ist er schnell – der Streit unter Nachbarn. Doch wie legt man ihn zufriedenstellend bei?
Foto: Kerstin Zillmer
Bei Interesse an weiteren Informationen wenden Sie sich bitte an die Zentrale des Berliner Mietervereins
Tel. 030 226 26-187
Wie entstand Mediation?
Die Mediation tauchte in den USA gegen Ende der 60er Jahre auf. An ihrer Wiege standen zwei recht unterschiedliche Tendenzen: zum einen die vielfältigen, auf die Selbstbestimmung aller Individuen gerichteten Aktivitäten der Bürgerrechts- und Friedensbewegung. Zum anderen gab es zu dieser Zeit in den USA eine stetig steigende Belastung des Justizsystems mit einer Fülle von Bagatell-Konflikten – eine Situation, aus der man vermehrt mit Hilfe außergerichtlicher Lösungswege herauszukommen versuchte.
mw
20.06.2023