In Hellersdorf entsteht auf sechs Plattenbaublöcken das größte Wandgemälde der Welt. Die Dekoration soll das Quartier rund um die Hellersdorfer Promenade aufwerten. Nachdem der erste Abschnitt fertig gestellt wurde, zeigen sich die Anwohner zufrieden.
„Die Fassaden sind nicht nur eine Attraktion für Hellersdorf, sondern für ganz Berlin“, freut sich Brigitte Bleibaum. Sie wohnt neben dem ersten bemalten Gebäude, das mit dem Bild einer roten Backsteinfassade samt Blumenkästen und Vögeln versehen wurde. „Bislang wurden Plattenbauten immer nur schief angesehen. Gut, dass es nun einmal in die andere Richtung geht!“ Den Bauarbeitern auf dem Gerüst hat sie von ihrem Balkon aus Getränke serviert. Das Haus, in dem sie wohnt, wird bald mit dem Motiv einer Belle-Epoque-Fassade bemalt sein.
Insgesamt 64.000 Quadratmeter soll das Wandgemälde einnehmen. Laut dem österreichischen Investor, der Level One Holding GmbH, ist es „das größte der Welt“. Das Unternehmen steckt 15 Millionen Euro in dieses Projekt. Die Motive imitieren europäische Altstadtarchitekturen – vom Backstein á la Amsterdam über Renaissance bis zum Barock. Die insgesamt 40 verschiedenen Bilder wurden von der französischen Künstlergruppe „Cité de la Création“ entworfen, die ein ähnliches Projekt in den Vorstädten von Lyon betreut hat. Das Vorhaben mit dem Titel „Europaviertel“ soll bis 2008 vollendet sein und sich dann über sechs Blöcke entlang der Hellersdorfer Promenade erstrecken. Hinter der Dekoration verbirgt sich eine neue Wärmedämmung. 1130 Wohnungen und 70 Geschäftsräume werden gleichzeitig saniert. „Die Bauarbeiten waren zeitweise zwar ein bisschen lästig, aber das ist in solchen Fällen ja normal“, sagt Marco Neumann. Das Resümee des Mieters im ersten fertig gestellten Gebäude: „Es hat sich gelohnt: Es ist schön, und die Dämmung wird sich für uns bestimmt auch rechnen.“ Experten hatten das Europaviertel unter anderem als „Potemkinsches Dorf“ kritisiert: Die Fassadenbilder würden die strukturellen Probleme des Plattenbauviertels nicht beheben. Doch der Großteil der Anwohner scheint die farbenfrohen Fassadenbilder als Fortschritt zu begrüßen. So auch die Mieterin Sophia Rabe: „Ich bin glücklich damit.“
Lars Klaaßen
MieterMagazin 11/06
Den Bewohnern ist es recht:
Fassadenbemalung in Hellersdorf
Foto: Christian Muhrbeck
05.02.2018