Konsequent Abfall trennen hilft Geld sparen – eine Erkenntnis, die bei zahlreichen Berliner Mietern noch nicht angekommen zu sein scheint. „Wir verwalten zehn Häuser. Bei mehr als der Hälfte steht mittlerweile keine Gelbe Tonne mehr im Hof, weil diese vom Entsorger abgezogen wurde“, sagt Carsten Schmitz, Mitarbeiter der Hausverwaltung Josef Semel. „Der Grund dafür ist, dass zu viele Mieter nicht nur Abfälle mit dem Grünen Punkt in die Gelbe Tonne werfen, sondern auch Biomüll, benutzte Windeln und anderen Restmüll.“
Wenn die kostenfrei aufgestellte Gelbe Tonne im Hof fehlt, muss der Vermieter oft eine zusätzliche gebührenpflichtige Restmülltonne aufstellen, so Hausverwalter Schmitz. Allerdings stellte er fest: „Auf mich ist trotzdem bisher kein Mieter zugekommen, der vehement eingefordert hätte, dass er die Gelbe Tonne wiederhaben möchte.“
Bewerten Mitarbeiter des zuständigen Entsorgungsunternehmens „ALBA DASS GmbH“ eine Gelbe Tonne als „vermüllt“, leeren sie diese nicht. Sie lassen sie im Hof stehen und weisen die Nutzer mit Aufklebern darauf hin, dass der Behälter falsch befüllt worden ist. Der Vermieter wird zudem am folgenden Tag schriftlich benachrichtigt. Ist die Gelbe Tonne innerhalb von acht Wochen dreimal oder öfter vermüllt, zieht das Entsorgungsunternehmen die Tonne ab.
Rund 100.000 Gelbe Tonnen stehen auf Berlins Hinterhöfen und Müllflächen. Dass diese falsch befüllt werden, ist nicht so selten. Nach Angaben von ALBA waren im Jahr 2003 Gelbe Tonnen in annähernd 15.000 Fällen „vermüllt“. „Statistiken über die Anzahl der abgezogenen Tonnen führen wir allerdings nicht“, sagt Bärbel Naether, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit bei ALBA.
Neue Chance nach drei Monaten
Der Entsorger bietet Vermietern drei Monate nach dem Abzug der Gelben Tonne an, erneut eine aufzustellen, so Naether. Manche Vermieter gehen auf das Angebot ein, andere nicht, so die Erfahrung der Sprecherin. „Wirken die Mieter nachdrücklich auf ihren Vermieter ein, lässt der sich aber meist davon überzeugen, erneut eine Gelbe Tonne zu bestellen.“
Michael Dahlhaus, abfallpolitischer Sprecher des Landesverbandes Berlin vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), kritisiert die Verfahrensweise der ALBA: „Nach unserer Ansicht kann man eine Gelbe Tonne nicht für drei Monate einfach mit dem Argument abziehen, dass sie angeblich vermüllt ist.“ Beim Kauf von Produkten mit dem Grünen Punkt gehe der Kunde einen Vertrag mit dem „Dualen System Deutschland“ (DSD) ein, der ihm das Recht gebe, diesen Abfall kostenfrei zu entsorgen. Und in Berlin geschehe dies nun mal über die Gelbe Tonne, die im Hof aufgestellt wird.
Dass Bürger einen Anspruch darauf haben, Grüne-Punkt-Abfälle kostenfrei zu entsorgen, bestätigt auch DSD-Mitarbeiter Ronald Heise. Er stellt jedoch klar: „Sie haben allerdings kein Recht darauf, dies im eigenen Hof tun zu können.“ Angenommen wird der aus Verpackungsmaterialien bestehende Müll nämlich auch von den Geschäften, wo eingekauft wurde.
„Mieter, die ordentlich ihren Abfall trennen, dürfen erwarten, dass eine Gelbe Tonne im Hof steht“, ist die Ansicht von Dieter Blümmel, Sprecher von „Haus und Grund“ in Berlin. „Ist die Gelbe Tonne jedoch öfter vermüllt und muss deshalb kostenpflichtig abtransportiert werden, ist es für den Vermieter unwirtschaftlich, eine solche Tonne vorzuhalten. In solchen Fällen braucht er auch keine mehr anzufordern.“
Volker Wartmann
MieterMagazin 6+7/05
Mülltrennung: Richtig genutzt ist die Gelbe Tonne ein Sparschwein
Foto: Volker Wartmann
„Gelbe Tonne plus“
Die ALBA DASS GmbH plant, in den kommenden zweieinhalb Jahren für rund 400.000 Haushalte in Berlin eine „Gelbe Tonne plus“ aufzustellen. In diese Tonnen sollen Mieter dann nicht nur wie bisher Verpackungen mit dem Grünen Punkt werfen können, sondern zusätzlich auch „stoffidentische Materialien“ wie beispielsweise Kinderspielzeug und Schüsseln aus Plastik, kleine Elektrogeräte wie etwa einen Föhn oder einen Rasierapparat sowie Besteck und Pfannen. Bei korrekter Benutzung der Gelben Tonne plus könnte die Zahl gebührenpflichtiger Restmülltonnen zusätzlich reduziert werden.
vw
09.05.2017