Konflikte wegen Lärm, Fahrrädern im Treppenhaus und sonstigen Unannehmlichkeiten gehören in vielen Mietshäusern zum Alltag. Jeder dritte Deutsche fühlt sich von seinen Nachbarn schikaniert, wie eine aktuelle Studie des Internet-Portals „Immowelt“ ergab. Vor allem Männer reagieren oft unangemessen – manchmal sogar mit körperlicher Gewalt oder Racheaktionen. Ein wesentlich erfolgversprechenderer Weg ist die Mediation.
39 Prozent der Befragten gaben in der Immowelt-Studie an, dass sie schon mal negative Erfahrungen mit ihren Nachbarn gemacht haben. 40 Prozent fühlen sich ständig kontrolliert, etwa bei der Mülltrennung. Gut ein Drittel wurde vom Nachbarn schon einmal beschimpft und beleidigt. Zwar ignoriert mehr als die Hälfte der Befragten die Schikanen, aber immerhin jeder Siebte ist wegen des Dauerzoffs am Ende ausgezogen.
Nun muss man nicht unbedingt Freundschaft schließen mit seinen Nachbarn, aber ein friedliches, rücksichtsvolles Zusammenleben unter einem Dach sollte möglich sein. Der Berliner Mieterverein bietet seinen Mitgliedern daher seit einigen Jahren die kostenlose Möglichkeit einer Mediation an.
Bei dieser Art der Konfliktvermittlung suchen beide Seiten, professionell begleitet von einem Mediator, nach einer einvernehmlichen Lösung. Diese sollte möglichst konkret sein, etwa dass künftig nur zu bestimmten Uhrzeiten Klavier gespielt werden darf. Oder man einigt sich darauf, dass im Kinderzimmer Teppich verlegt wird. Manchmal sind auch technische Lösungen möglich, etwa Entkoppler für die Boxen oder schalldämmende Untersetzer fürs Klavier.
Marco Wälisch, der im Auftrag des Berliner Mietervereins die Mediation durchführt, erklärt: „Häufig wird von mir erwartet, dass ich die Partei desjenigen ergreife, der sich gestört fühlt.“ Aber darum geht es bei der Mediation nicht. Der Mediator ist grundsätzlich unparteiisch. Er gibt niemandem recht, sondern unterstützt die Streithähne beim Ringen um einen Kompromiss. Die Erfahrung zeigt, dass eine solche Konfliktvermittlung auf Dauer mehr bringt, als immer wieder die Polizei zu rufen oder die Hausverwaltung anzuschreiben. „Wichtig ist, dass man nicht wartet, bis der Streit schon eskaliert ist“, weiß Marco Wälisch.
Birgit Leiß
MieterMagazin 4/13
Vorbeugen ist bekanntlich besser als bohren
Grafik: Valeriu Kurtu
Kontakt: Tel. 030 226 26-187,
donnerstags von 17 bis 18 Uhr
Außerhalb der Beratungszeit können Sie eine Nachricht hinterlassen, die Mediatoren rufen zurück. Das Gespräch findet in den Räumen des Berliner Mietervereins statt.
20.06.2023