700 Wohnungen im sogenannten Köpenicker Märchenviertel sind von der privatisierten GSW weiterverkauft worden. Nun steht den Mietern eine Modernisierung bevor, die vielen unsinnig und viel zu luxuriös erscheint – und die die meisten finanziell überfordert.
Der Saal vor den Vertretern der Bürgerinitiative Mittelheide-Märchenviertel, vor Politikern und Vertretern des Berliner Mietervereins (BMV) ist bis auf den letzten Platz besetzt. Denn für die Anwohner aus etwa 700 umliegenden Wohnungen im sogenannten Märchenviertel nahe dem Bahnhof Köpenick geht es um viel: Um das, was an ihren Häusern in den kommenden Monaten verändert werden soll, um ihre künftige Miete – um ihr Zuhause. Im Januar dieses Jahres hatte die GSW sie aufgeschreckt. Ihnen war mitgeteilt worden, dass das einst kommunale und 2004 privatisierte Unternehmen die Häuser im Märchenviertel entlang der Mittelheide verkauft habe.
Unmittelbar darauf folgte eine Modernisierungsankündigung, die die allermeisten Mieter gehörig auf die Palme gebracht hat – das ist in der Einwohnerversammlung spürbar. Warum sollen Fenster wieder herausgerissen werden, die noch vor gar nicht langer Zeit neu eingebaut wurden? Warum dürfen Balkone angebaut werden, wo die Wohnanlage doch zumindest teilweise unter Denkmalschutz steht? Was geschieht in den Wohnungen, in denen die Mieter – mit Zustimmung der GSW – schon selbst vieles erneuert und modernisiert hatten?
Punkt für Punkt erklärte Thomas Florange, Berater beim BMV, die Rechtslage. Für jene, die im Zuge der Privatisierung der GSW einen Zusatz zum Mietvertrag unterschrieben haben, kann er wenigstens in einem Punkt Entwarnung geben: Deren Wohnungen dürfen nach der Modernisierung durch den neuen Besitzer nicht so einfach in Eigentumswohnungen umgewandelt werden.
Allen anderen erklärte Reiner Wild, Geschäftsführer des BMV: „Nichts allein unterschreiben und nicht auseinanderdividieren lassen.“ Denn nur, wenn jetzt alle zusammenstehen, können Vertreibungen verhindert werden.
Rosemarie Mieder
MieterMagazin 7+8/13
Im Köpenicker Märchenviertel soll modernisiert werden – zum Leidwesen der Bewohner
Foto: Nils Richter
03.01.2018