Die beiden städtischen Wohnungsbaugesellschaften Gewobag und Degewo haben Blockheizkraftwerke (BHKW) in Betrieb genommen, die auch die Mieter vor Ort direkt mit Strom versorgen.
1423 Gewobag-Mieter auf dem Falkenhagener Feld können nun auch Strom aus ihrer Heizungsanlage beziehen. Im Keller des Hochhauses Salchendorfer Weg 2 wurde ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk installiert, das nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung nicht nur Heizwärme und Warmwasser, sondern auch Elektrizität erzeugt. „Das ist höchst effizient und deshalb umweltfreundlich und kostengünstig“, erklärt Jan-Christoph Maiwaldt vom Energiedienstleister Urbana, der die Anlage betreibt. Der Strom wird nicht ins Netz eingespeist, sondern direkt den Mietern des Siegener Viertels angeboten. Netzentgelte und Transportverluste entfallen, deshalb ist der „Mieterstrom“ mit einem Grundpreis von 8 Euro im Monat und einem Arbeitspreis von 24,7 Cent pro Kilowattstunde günstiger als der Basistarif des Berliner Grundversorgers Vattenfall. Um auf eine Ersparnis von „bis zu 100 Euro pro Jahr“ zu kommen, wie die Gewobag in Aussicht stellt, muss man allerdings überdurchschnittlich viel Strom verbrauchen.
Die Gewobag will „weg von den großen Zentralen und hin zu kleinen dezentralen Einheiten der Energie- und Stromversorgung“, so Vorstand Markus Terboven. Das BHKW auf dem Falkenhagener Feld ist dabei ein Pilotprojekt, „das in seiner Größenordnung deutschlandweit innovativ ist“ – also quasi das größte Kleinkraftwerk.
Im April hat auch die Degewo zwei BHKW in Köpenick hochgefahren, die zusammen rund 1500 Wohnungen mit Wärme und Strom versorgen. In der Karlstraße und in der Glienicker Straße wurden dazu zwei Heizhäuser umgebaut.
Ganz so neu ist das Modell nicht. Die Charlottenburger Baugenossenschaft erzeugt seit 2010 für 132 Wohnungen im Spandauer Schwendyweg Wärme und Strom. Die Wohnungsbaugenossenschaft Bremer Höhe versorgt bereits seit 2001 ihre über 400 Wohnungen in Prenzlauer Berg mit günstigem Strom aus drei BHKW.
Jens Sethmann
MieterMagazin 5/14
Blockheizkraftwerke versorgen Mieter auch deshalb günstig mit Strom, weil sie das Versorgungsnetz umgehen
Foto: Gewobag
13.12.2015