An dem Eckhaus Schönhauser Allee 90/Wisbyer Straße 1 in Pankow wirbt ein Banner „Attraktive Wohnungen zu vermieten“. Die angegebene Telefonnummer gehört der „Dom Consult Immobilien und Handels GmbH“. Nur: Attraktiv ist an dem Haus wenig bis gar nichts.
Billionhomes, nach eigener Aussage das „Immobilienportal der nächsten Generation“, bewirbt das Eckhaus etwas kryptisch: „Diese haus zu vermieten liegt bei Schönhauser allee 90 in 10439 Berlin. Es ist nicht energie freundlich und hat a B.Schätzwert.M® of €684 letzten berechnet auf 01-09-2014.“ Alles klar?
Auf „Immobilienscout24“ liest sich das Angebot etwas verständlicher: „Sanierter Altbau in einer beliebten Lage im angesagten Stadtteil Prenzlauer Berg.“ Aber hier stimmen nur „Altbau“ und „Stadtteil Prenzlauer Berg“, denn das Haus verfügt über keinerlei Wärmedämmung, von den Balkonen bröckelt der Putz. Der Primärenergiebedarf liegt laut Energieausweis bei 190,9 kWh pro Quadratmeter und Jahr, der Anforderungswert laut Energieeinsparverordnung beträgt 107 kWh – viel Spielraum also für Modernisierungsmaßnahmen und potenzielle Investoren. Und: Die Kreuzung Schönhauser Allee/Wisbyer Straße ist eine der lautesten Gegenden im Szenebezirk.
Von den 32 Wohnungen über dem Leihhaus, dem Automatencasino und der Szenekneipe im Erdgeschoss stehen seit längerer Zeit viele leer. Vielleicht ist es wirklich „das schlimmste Mietshaus von Prenzlauer Berg“, wie eine Zeitung kürzlich schrieb? Die verbliebenen Mieter berichten von undichten Stellen im Dach, Ratten auf dem Hof, ausgefallenen Heizungen, monatelanger Sperrung der Gas- und Warmwasserversorgung, fehlendem Winterdienst und mangelnder Hausreinigung.
Walter H.* wohnt seit sechs Jahren in dem Haus und ist jetzt auf der Suche nach einer neuen Wohnung. Als Grundsicherungsempfänger zahlt das Sozialamt dem Vermieter 340 Euro Warmmiete im Monat für die etwa 34 Quadratmeter große Wohnung. Auch wenn H. – wie sein Nachbar – in einer kalten Wohnung sitzt und sich sein Duschwasser auf einer Kochplatte erwärmen muss. In einer anderen Wohnung sind die Elektroleitungen nach einem Wasserrohrbruch defekt. Auf Beschwerden der Mieter reagiert der Vermieter nicht. Der Berliner Mieterverein hat diesen bereits im Mai dieses Jahres zur Beseitigung der Mängel aufgefordert. Passiert ist nichts – trotz Klage auf Mängelbeseitigung und Mietminderung.
Rainer Bratfisch
* Name von der Redaktion geändert.
MieterMagazin 10/14
Vielleicht das schlimmste Mietshaus in Prenzlauer Berg?
Foto: Sabine Münch
05.02.2018