Die Mieter der Reichenberger Straße 5 in Kreuzberg zittern um ihr Zuhause. Innerhalb weniger Tage machte ein neuer Eigentümer das Haus zur Baustelle, obwohl weder eine Baugenehmigung vorliegt noch ordnungsgemäße Modernisierungsankündigungen verschickt worden waren.
In dem 50er-Jahre-Bau überschlagen sich seit einigen Wochen die Ereignisse. Nachdem der alte Eigentümer die Mieter vom Verkauf des Hauses zum 1. März informiert hatte, klingelte der neue nur wenige Tage später ohne Ankündigung an den Wohnungstüren. Zusammen mit einem Herrn, der als Verwalter vorgestellt wurde, eröffnete er den verblüfften Mietern seine Pläne: Komplettsanierung, Aufstockung des Daches und Neubau eines dreistöckigen Mehrfamilienhauses sowie einer Tiefgarage im Blockinnenbereich hinter dem Haus.
Schon einen Tag später tauchten Bauarbeiter auf, die den Fahrstuhl stilllegten, die Türen zu Keller und Dachboden entfernten und die Treppenhausfenster herausrissen. Die Haustür wurde durch eine nicht abschließbare Bautür ersetzt. Als am 5. März dann auch noch Bäume und Sträucher hinter dem Haus abgehackt wurden, alarmierten Anwohner das bezirkliche Umwelt- und Naturschutzamt. Das stoppte die Arbeiten, denn eine Fällgenehmigung war weder beantragt noch erteilt worden. Auch für den geplanten Neubau, die Tiefgarage sowie die Dachaufstockung war bis dahin – Anfang April – nach Auskunft des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg keine baurechtliche Genehmigung beantragt worden.
Wegen bauordnungsrechtlicher Verstöße erließ die Bauaufsicht gegen den Eigentümer eine Anordnung. Ein Teil der Mängel wurde beseitigt.
Was der Eigentümer mit diesem rabiaten Vorgehen bezweckt, bleibt unklar. Eine Stellungnahme lehnte er gegenüber dem MieterMagazin ab. Die Reaktion auf die Mängelliste der Mieter lässt indes wenig Gutes erwarten. Wenn man die „üblichen Unannehmlichkeiten“ bei Baumaßnahmen sowie die zu erwartenden Mietsteigerungen nicht hinnehmen wolle, könne man über eine „Umzugskostenbeihilfe“ verhandeln, heißt es in einem Schreiben von der Eigentümerseite. Inzwischen haben drei Mietparteien eine Kündigung bekommen. „Wir haben große Angst, was als nächstes passieren wird“, sagt ein Mieter.
mm
01.01.2018