Pressemitteilung 29/2015
Die Deutsche Annington firmiert seit gestern unter dem neuen Namen Vonovia. Am Bochumer Unternehmenssitz wurden die Schilder mit dem neuen Namen angebracht. Passend vor dem heute bevorstehenden Aufstieg in den Leitindex DAX will das Unternehmen mit diesem Schritt ein unliebsames Image loswerden, das der Deutschen Annington anlastet. Spätestens mit dem Börsengang 2013 und dem damit verbundenen Ausstieg des Private-Equity-Investors Terra Firma wurde daran gearbeitet, sich als nachhaltiges, kooperatives und den Mietern nicht weniger als den Anlegern verpflichtetes Unternehmen zu präsentieren. Der Berliner Mieterverein bezweifelt jedoch, ob ein Wandel vom Saulus zum Paulus tatsächlich gelungen ist.
Die Deutsche Annington wie auch der Anfang 2015 einverleibte Konkurrent Gagfah waren vor allem für die mangelnde Instandhaltung der Wohngebäude in die Kritik geraten. Die Fälle von teils drastischen Wohnungsmängeln, z.B. Schimmelbefall, überschlugen sich nahezu. Gagfah wie Annington, beide bis dato von Fondsgesellschaften dominierte Unternehmen, investierten kaum noch in den Gebäudebestand. Profite durch Vernachlässigung scheint in der Tat nicht mehr die zentrale Strategie des Unternehmens zu sein. Die Deutsche Annington investierte zuletzt rund 30 Euro pro qm für Instandhaltung und Modernisierung. „Das war auch dringend nötig“, stellt Reiner Wild, Geschäftsführer des Berliner Mietervereins fest, „denn in die Wohnungsbestände wurde lange Zeit viel zu wenig investiert.“ Aber hier fängt ein neues Problem an: „Die Deutsche Annington investierte zuletzt knapp die Hälfte in Modernisierungsmaßnahmen. Diese kann sie sich von den Mietern bezahlen lassen und das tut sie auch. Die Mietsteigerungen in Folge solcher Maßnahmen führen zu erheblichen Steigerungen der Wohnkostenbelastung“, so Wild.
Für die Mieter und Mieterinnen sind Modernisierungen zwiespältig. Zwar können sie die Wohnqualität verbessern und helfen, Heizkosten zu sparen. Doch die Kosten können durch Mieterhöhungen auf die Mieter umgelegt werden. Diese übertreffen etwaige Ersparnisse beim Energiebedarf meist deutlich. „Wir vermuten, dass die Vonovia auch in Zukunft verstärkt auf Modernisierungen setzt. Die Finanzierungsmöglichkeiten sind günstig und die Kosten können an die Mieter weitergereicht werden. Zudem steigern Modernisierungen den Immobilienwert. „Das freut vor allem die Anleger“, so Reiner Wild weiter.
Im Sinne der Steigerung des Unternehmenswerts sind auch sonstige Mieterhöhungen sowie die teils fragwürdige Abwälzung von Kosten an die Mieterinnen und Mieter über die jährlichen Betriebskostenabrechnungen. Insbesondere bei letzteren sieht der Berliner Mieterverein nach wie vor Streitpunkte mit dem Unternehmen. Hier geht es beispielweise um die Frage der Hausmeisterabrechnungen, der Pflege des Baumbestandes oder Kosten für das sogenannte Müllmanagement.
Fazit: „Der Druck zu Mietsteigerungen einerseits und zur Abwälzung von Kosten auf die Mieter andererseits erklären sich aus dem Bestreben des Unternehmens, sich an der Börse möglichst gut darzustellen. Die Vonovia verspricht Wachstum, eine sichere Anlage und rentierliche Dividenden. Für die Mieter ist das aber kein Grund zum Jubeln“, so Wild.
03.09.2015