Seit Juni 2015 versorgt das neue Heizhaus der Gewobag am Bottroper Weg 8 in Reinickendorf rund 1700 Haushalte, zwei Kitas und mehrere Gewerbeeinheiten mit preiswertem Quartier-Strom. Der in dem Blockheizkraftwerk (BHKW) – bereits das neunte der Gewobag – produzierte Strom ist klimafreundlich. Auch andere Berliner Wohnungsbaugesellschaften setzen immer mehr auf „Quartier-Strom“.
Die Gewobag-Mieter rund um den Klausenerplatz in Charlottenburg können seit Juni 2015 Strom aus einem BHKW beziehen. Erstmalig wurde jetzt am Spandauer Damm 51 ein BHKW im Dachgeschoss eines Wohnhauses installiert – effizient und schallgedämmt. Bereits seit dem Frühjahr 2015 bietet das Unternehmen Mietern in Tegel-Süd Quartier-Strom an, den es in Kooperation mit der Gasag und mit Vattenfall in sechs BHKW erzeugt. Weitere BHKW sind in Planung, so in der Bergmannstraße 3 und in der Reichenberger Straße 33.
Die Degewo betreibt inzwischen drei BHKW in Köpenick. Die Mieter in der Joachimstraße 8 zum Beispiel können mit dem „hausgemachten Strom“ bis zu 100 Euro im Jahr sparen. Auch die Wohnungsbaugenossenschaft Bremer Höhe, die Charlottenburger Baugenossenschaft, die Genossenschaft GeWoSüd, die Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892, die Stadt und Land Wohnbauten-Gesellschaft und andere Vermieter setzen auf Eigenversorgung.
Die Umstellung auf dezentrale Energieerzeugungseinheiten mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) ist eine der Kernmaßnahmen der Energiewende, denn damit wird die CO2-Belastung und die Abhängigkeit von teuren Importen reduziert, das zentrale Stromnetz wird entlastet, Energieverluste bei der Netzdurchleitung entfallen ebenso wie die Netznutzungsentgelte. Ziel ist es, den Strom immer preiswerter anzubieten als der örtliche Grundversorger mit seinem niedrigsten Tarif.
Die geplante Novelle des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes könnte allerdings das Aus für die dezentrale Stromversorgung bedeuten, denn dann sollen nur noch die Einspeisung und der Eigenverbrauch von Strom aus Wärme-Kraft-Kopplung durch Einfamilienhausbesitzer gefördert werden. Dr. Franz-Georg Rips, Präsident des Deutschen Mieterbundes, fordert deshalb ein „zügiges Umdenken“.
Rainer Bratfisch
13.12.2015