Der Münchner Statistik-Professor Göran Kauermann ist der Meinung, dass der Berliner Mietspiegel 2015 methodische Mängel aufweist und die Berliner Mieten tendenziell zu hoch ausgewiesen werden. Teilt der Berliner Mieterverein seine Kritik?
MieterMagazin: Wie kommt Göran Kauermann zu seinem Schluss?
Wibke Werner: Professor Kauermann favorisiert den Regressionsmietspiegel und sieht in dem Tabellenmietspiegel, wie ihn zum Beispiel Berlin und Hamburg erstellen, ein massiv fehlerbehaftetes Instrument zur Ermittlung der Vergleichsmiete. Diese erhebliche Abwertung können wir beim Berliner Mieterverein nicht nachvollziehen. In Deutschland sind beide Methoden zur Erstellung eines Mietspiegels anerkannt. Beim Berliner Mietspiegel bemängelt Kauermann die Zuschläge für die Sondermerkmale. Gut ausgestattete Wohnungen werden im Prinzip zweimal belohnt. Sie fließen aufgrund ihrer guten Ausstattung mit höheren Mietwerten in die Datengrundlage für die Tabellenfelder ein und bekommen anschließend noch einen Zuschlag für das Sondermerkmal der guten Ausstattung.
MieterMagazin: Der Berliner Mieterverein sitzt mit am Tisch in der Arbeitsgruppe Mietspiegel. Werden Sie Kauermanns Einwände in die Runde einbringen?
Werner: Wir teilen die Bedenken von Göran Kauermann insoweit, als dass das System der Sondermerkmale dringend überarbeitet werden muss, um überhöhte Zuschläge zu vermeiden. Neu ist diese Diskussion in der Arbeitsgruppe jedoch nicht.
MieterMagazin: Einige Vermieter versuchen den Berliner Mietspiegel mit dem Argument anzugreifen, er würde die Berliner Mieten nicht korrekt wiedergeben. Können sie jetzt Kauermanns These benutzen, um erneut gegen den Mietspiegel Front zu machen?
Werner: Nach Kauermann weist der Berliner Mietspiegel zu hohe Mieten aus. Mit dieser Argumentation werden Vermieter vermutlich zurückhaltender sein, wenn sie versuchen, höhere Mietsteigerungen durchzusetzen.
Interview: Udo Hildenstab
07.05.2016