Im Falle der Friedelstraße 54 in Neukölln, einem Symbolobjekt der linken Szene, deutet sich eine überraschende Wendung an. Nachdem die Fronten zwischen den Mietern und der Wiener Immobiliengruppe Citec verhärtet schienen, wird nun über einen Kauf durch die Hausgemeinschaft verhandelt.
Seit über zwei Jahren wehren sich die Neuköllner Mieter gegen Mietsteigerungen um bis zu 200 Prozent durch eine geplante Modernisierung (das MieterMagazin berichtete in Ausgabe 4/16, Seite 13: „Mit der Kommunikation hapert es“). Nachdem dem im Haus ansässigen Kiezladen zum 30. April gekündigt wurde, organisierten Aktivisten eine Protestaktion vor dem Wiener Firmensitz. Zudem gründete man einen Hausverein, um einen Kauf durch das „Mietshäuser Syndikat“ in die Wege zu leiten.
Was zunächst angesichts der Renditemöglichkeiten in Nord-Neukölln utopisch schien, könnte nun wahr werden. Ende April kam es erstmals zu einem direkten Gespräch mit dem Eigentümer. Bei einem Runden Tisch unter Moderation der Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey diskutierten Vertreter von Hausgemeinschaft, Kiezladen und „Mietshäuser Syndikat“ mit der „Citec Immo Invest GmbH“ über eine einvernehmliche Lösung des Konflikts. Womit wohl kaum einer gerechnet hätte: Die Citec ist tatsächlich zu einem Verkauf bereit, strittig ist derzeit noch der Preis.
Stefan Walter vom Vorstand der Hausgemeinschaft zeigt sich vorsichtig optimistisch, dass ein Kompromiss möglich ist: „Es wäre ein großer Erfolg, wenn wir diese Entwicklung nun damit krönen könnten, unser Haus gemeinsam zu erwerben und selbst zu verwalten.“ Bei Redaktionsschluss Mitte Mai waren die Kaufverhandlungen noch nicht abgeschlossen.
Birgit Leiß
09.06.2016