Seit fast zwei Jahren wehren sich die Mieter der Friedelstraße 54 gegen eine „Rausmodernisierung“ – zuletzt auch mit einem Besuch in der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln. Die bescheidene Forderung: Baustadtrat Thomas Blesing (SPD) möge die Initiierung eines Runden Tisches mit der Eigentümerfirma unterstützen. Doch Blesing winkte ab. Es handele sich um zivilrechtliche Auseinandersetzungen.
Dass der Bezirk den privaten Eigentümer zu nichts zwingen kann, ist den Mietern bewusst. Doch etwas mehr Unterstützung hatten sie sich schon erwartet. Zumal die Friedelstraße 54 kein Einzelfall ist. Um bis zu 200 Prozent sollen die Mieten nach der geplanten Modernisierung inklusive Wärmedämmung steigen. Zudem wurde dem Kiezladen im Haus zum 30. April gekündigt.
Juristisch gesehen haben die Mieter schlechte Karten. Die Klagen auf Duldung der Modernisierung laufen noch, bringen aber vermutlich nur einen Zeitgewinn. „Trotzdem ist das wichtig, eigentlich sollten die Baumaßnahmen schon lange begonnen haben“, sagt einer der Mieter. Eigentümer des Altbaus mitten im „Kreuzköllner“ Szenekiez ist die „Citec Immo Invest GmbH“ aus Wien. Sie hat sich in den letzten zehn Jahren ein beachtliches Portfolio in der Hauptstadt zugelegt. Erworben werden hauptsächlich unsanierte Altbauten, die nach der umfassenden Modernisierung weiterverkauft werden. Zwar ist auf der Website der Firma von einem „respektvollen Umgang mit den Mietern“ die Rede, ohne Umschweife wird aber auch das „Optimierungspotenzial“ auf dem attraktiven Berliner Markt hervorgehoben. „Hausgemeinschaft und Kiezladen wünschen sich eine respektvolle Kommunikation mit der Citec“, betont Matthias Sander, Sprecher des Kiezladens. Doch bisher seien alle Gesprächsangebote zurückgewiesen worden.
Die Betroffenen haben sich mittlerweile mit Bewohnern anderer Citec-Häuser zusammengeschlossen. Der Erhalt des Kiezladens und der Kampf der Mieterschaft gegen die Verdrängung wird von zahlreichen anderen Initiativen unterstützt. So war bei der Protestaktion in und vor dem Neuköllner Rathaus auch das „Bündnis bezahlbare Mieten Neukölln“ mit dabei.
Birgit Leiß
05.02.2018