Pressemitteilung Nr. 22/2016
„Die Kritik am Berliner Mietspiegel und an anderen Mietspiegeln in Deutschland wird immer absurder“, erklärte der Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, Reiner Wild, anlässlich der Veröffentlichung eines Kurzberichts des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln (IW). „Das Manöver der Wirtschaftsforscher des IW ist durchsichtig, ihre Kritik falsch und die Expertise unseriös. Es soll offenbar darum gehen, dass zukünftig bei Mieterhöhungen in bestehenden Mietverhältnissen die Angebotsmieten der Wiedervermietung als Maßstab herangezogen werden“. In angespannten Märkten würde dies zu massiven Mieterhöhungen führen, wenn es keine Kappungsgrenze gäbe.
Die Kritik des IW trifft ohnehin nicht die Mietspiegel, sondern – wenn man dem IW folgen wollte – die gesetzliche Grundlage am Mietspiegel, nach der die ortsübliche Vergleichsmiete sich aus den Mietänderungen und Mietvertragsabschlüssen der letzten 4 Jahre zusammensetzen soll. Dies scheint auch in Wahrheit im Fokus der Wirtschaftsforscher zu stehen. Denn um den starken Mietenanstieg in den letzten Jahren zu dämpfen, legte Justizminister Maas einen Gesetzesentwurf vor, mit dem die Bandbreite der erfassten Mieten der ortsüblichen Vergleichsmiete auf 8 Jahre erweitert werden soll. Hiergegen läuft die Wohnungswirtschaft Sturm, wie gegen die Mietpreisbremse.
Der Vorwurf, der Berliner Mietspiegel 2015 sei wegen einer wenig repräsentativen, „mageren Datenbasis“ nicht qualifiziert, ist nicht gerechtfertigt. Der Berliner Mietspiegel 2015 ist ein fortgeschriebener Mietspiegel. Für ihn wäre nach der gesetzlichen Grundlage nicht mal eine Erhebung erforderlich, sondern die Mieten könnten einfach gemäß Lebenshaltungskostenindex verändert werden.
Berlin hat sich für eine mit 9.000 Mietwerten vollkommen ausreichende Stichprobe entschieden. Mit der Repräsentativität soll ein getreues Abbild des Wohnungsmarktes entstehen. Dies erfolgt mittels einer Zufallsstichprobe, bei der jede Wohnung die Chance haben muss, in der Stichprobe vertreten zu sein. Es muss zudem sichergestellt werden, dass alle Wohnungen in dieser Stichprobe annähernd im gleichen Verhältnis wie in der Grundgesamtheit enthalten sind. Diese Voraussetzungen sind im Berliner Mietspiegel erfüllt. „Eine substantielle Kritik der IW-Forscher liegt nicht vor, alles andere ist Quatsch“, so Wild. Die immer wieder eingeforderten hohen wissenschaftlichen Standards der Mietspiegel würden im Übrigen bei den Modellvorschlägen des IW überhaupt nicht zur Anwendung kommen.
Das IW wäre gute beraten, einmal genauer zu untersuchen, inwieweit hohe Wohnkostenbelastungen durch massive Mietsteigerungen der deutschen Wirtschaft schaden. Vielleicht kann das IW ja bei einer solchen Fragestellung mit qualifizierten Ergebnissen aufwarten.
29.07.2016