Die gute Nachricht: Das Fernsehbild wird besser. Aber für alle Antennen-Gucker, die weiter Privatsender empfangen wollen, wird es auch teurer. Für deren Programme gibt es nämlich ab Ende März nur noch verschlüsselten HD-Empfang. Wer dazu noch kein neues DVB-T2-HD-taugliches Fernsehgerät zu Hause hat, braucht jetzt einen neuen Receiver oder kauft sich gleich einen neuen Fernseher. Seine Antenne abbauen und einen Kabelvertrag unterschreiben muss aber niemand.
„Ihr Bild ist bald weg!“ prophezeit die Werbung seit etlichen Monaten. Und da ist auch was dran: Zuschauer, die ihr Fernsehsignal über eine Zimmer- oder Dachantenne und via DVB-T empfangen, könnten nämlich ab dem 29. März dieses Jahres buchstäblich in die Röhre schauen. Dann wird in vielen Regionen Deutschlands von DVB-T („terrestrisches Fernsehen“) auf DVB-T2 HD umgestellt. Zunächst betrifft das rund drei Millionen Haushalte, darunter auch die in Berlin. Bis Mitte 2019 soll DVB-T2 HD dann in ganz Deutschland der Regelbetrieb sein.
Eine Diskussion, wie es mit dem vor 15 Jahren eingeführten Antennenfernsehen DVB-T weitergehen sollte, wurde 2013 angestoßen. Da kündigte nämlich der Privatsender RTL seinen Ausstieg aus dem terrestrischen Fernsehen an und begründete den Rückzug damit, dass es ja immer weniger Nutzer gäbe. Sat 1 und Pro Sieben entschieden anders. Immerhin gibt es Regionen in Deutschland, wo der Antennenempfang weit verbreitet ist – in Berlin und Brandenburg beispielsweise: Hier schauen etwa 15 Prozent aller Fernsehbesitzer ihr Programm terrestrisch.
„Man hat sich in Deutschland schließlich mit DVB-T2 HD für die technische Weiterentwicklung auf höchstem Niveau entschieden“, sagt Michael Gundall von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Die neue Art des Datentransfers wird Bilder in bester Qualität und optimaler Schärfe übertragen können.
Allerdings werden die Privatsender ihre Programme jetzt nicht mehr umsonst anbieten. Für Antennenkunden verschlüsseln diese jetzt ihre HD-Programme. Wer sie schauen will, soll eine Gebühr zahlen. Die Verbraucherzentrale protestierte dagegen und forderte für alle Zuschauer unverschlüsselten Empfang. Die Privaten hielten dagegen: Der hohe Aufwand für eine terrestrische Übertragung müsse über eine Technikpauschale ausgeglichen werden. Kunden von Kabelfernsehen und Satellitenfernsehen bleibt dagegen eine Schonfrist: Bis mindestens Anfang 2023 werden die Privatsender unverschlüsselt – allerdings nur in Standardqualität – übertragen werden. Kabel-Anbieter werben übrigens gerade jetzt bei den Antennen-Guckern um neue Kundschaft: „DVB-T Abschaltung erfordert Umstellung auf moderne TV-Versorgung“, argumentierte beispielsweise Vodafone. Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz kritisierte das Werbeschreiben der Firma als unseriös. Es führe Fernsehzuschauer in die Irre. Ein Kostenvergleich macht schnell klar: Terrestrik kommt trotz bezahlpflichtiger privater HD-Programme immer noch günstiger: Deren Freischaltung kostet 69 Euro im Jahr. Kabel-Kunden dagegen zahlen zwischen 15 und 20 Euro monatlich.
TV-Neukauf erwägenswert
Zu einer Überlegung rät der Verbraucherschützer und Telekommunikationsexperte Gundall dann doch: „Prinzipiell kann auch ein alter Röhrenfernseher mit DVB-T2 nachgerüstet werden. Was aber den Stromverbrauch und die Bildqualität betrifft, sollte man sich jetzt vielleicht doch entschließen, einen Flachbildschirm zu kaufen.“ Der DVB-T2-HD-Receiver ist in solchen neuen Geräten bereits mit eingebaut.
Rosemarie Mieder
Wie für DVB-T2 HD umrüsten?
Viele neuere Fernsehgeräte haben bereits einen integrierten DVB-T2-HD-Empfänger. Wer ein solches Gerät nicht hat, braucht ab dem 29. März dieses Jahres einen neuen Receiver. Ausgestattet mit einer Entschlüsselungsmöglichkeit für Privatsender gibt es ihn ab 60 Euro im Handel. Eine neue Antenne ist nicht notwendig.
Beim Neukauf von neuen Fernsehgeräten sollte man unbedingt auf das DVB-T2-HD-Logo achten, um das HD-Fernsehen ohne einen zusätzlichen Receiver zu empfangen. Wer dann nicht nur die öffentlich-rechtlichen, sondern auch die privaten Sender schauen will, braucht noch ein sogenanntes CI+Modul zur Entschlüsselung, das direkt in das Gerät gesteckt wird. Mit dem Kauf dieses Moduls erwirbt man für die ersten drei Monate einen kostenlosen HD-Empfang der privaten Sender. Danach ist eine Gebühr für die weitere Freischaltung fällig, die entweder online oder per Prepaidkarte bezahlt werden kann. Die Karten sind im Elektrohandel erhältlich und können auch da aufgeladen werden.
rm
Weitere Informationen zur Umstellung unter:
- www.dvb-t2hd.de/
- BMV-Info 161: Digitales Fernsehen – DVB-T2 HD
01.03.2017