Die Ablesung von Heizungs- und Warmwasserzählern ist ein Milliardengeschäft. Verbraucherschützer kritisieren schon lange die marktbeherrschende Stellung einiger weniger Firmen. Das Bundeskartellamt hat die Branche nun unter die Lupe genommen.
Der Markt ist hoch konzentriert, allein auf die beiden Marktführer Techem und ista entfiel im Jahre 2014 über die Hälfte des Gesamtmarktvolumens, heißt es in der mit Spannung erwarteten Untersuchung. Es gebe „erhebliche Anhaltspunkte für das Vorliegen eines wettbewerbslosen Oligopols“, dem zumindest die beiden Marktführer, möglicherweise auch weitere der größten fünf Anbieter angehören, heißt es in dem kürzlich veröffentlichten Abschlussbericht. Die Folge: überhöhte Preise und das Fehlen einer echten Konkurrenz. Fast immer ist der Anbieterwechsel mit hohen Kosten verbunden und durch lange Vertragslaufzeiten sowie technische Hürden zusätzlich erschwert. So verwenden die Ablesefirmen zunehmend eigene Zählersysteme, die untereinander nur schwer kompatibel sind.
Die obersten Wettbewerbshüter empfehlen daher Maßnahmen zur Belebung des Wettbewerbs, insbesondere die Förderung der Interoperabilität von Zählern sowie die Vereinheitlichung der Eichfristen und Nutzungsdauer der Zähler. „Es ist ein Grundproblem, dass die Kosten für das Ablesen in der Regel vom Mieter getragen werden, die Auswahl und die Beauftragung des Ablesedienstes hingegen der Vermieter trifft“, sagt Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes. Die „Preissensibilität“ des Vermieters sei schwach ausgeprägt. Notwendig sei daher eine verbesserte Transparenz, mehr Informationsrechte für Mieter und eine Pflicht zur Ausschreibung. „Eine Belebung des Wettbewerbs kann im Ergebnis dazu führen, dass die Verbraucher weniger bezahlen müssen“, erklärt Mundt.
Die Branche selber interpretierte den Bericht auf ihre Weise. Es seien keine Wettbewerbsverstöße festgestellt worden, den Anregungen stehe man positiv gegenüber, heißt es bei Techem und ista.
Birgit Leiß
01.07.2017