Woher kommen die alten Möbel vor der Haustür? Und wer hat die alten Farbeimer auf dem Bürgersteig abgestellt? Mieter in der Zwinglistraße fragen sich das seit zwei Jahren und sind sauer, weil das Ordnungsamt nicht hilft.
Ausrangierte Kühlschränke, verschlissene Matratzen und abgewetzte Sofas – die Bewohner eines Hauses in der Zwinglistraße finden nahezu täglich einen Haufen Sperrmüll vor, wenn sie morgens aus dem Haus treten. „Seit fast zwei Jahren werden Bürgersteig und Baumscheiben als illegaler Abladeplatz genutzt“, erklärt einer der Mieter. Die 209 Anzeigen, die allein zwischen Anfang Januar und Mitte Oktober dieses Jahres zu diesem Fall nach Auskunft des Ordnungsamtes Mitte bei der Behörde eingegangen sind, blieben wirkungslos, und auch ein Besuch in der Sprechstunde des Bezirksbürgermeisters Stephan von Dassel (Bündnis 90/Die Grünen) änderte an der Situation nichts.
„Ab und zu kommt die Stadtreinigung, fährt einen Müllhaufen ab – aber kurze Zeit später liegt ein neuer da“, beschreibt der Anwohner die belastende Situation. Dass sich der Schrott dort nicht zufällig sammelt, davon sind alle im Haus überzeugt. Denn in der näheren Umgebung ist ein Entrümpler ansässig. Lädt der hier möglicherweise kurzerhand auf der Straße ab, was er nicht gewinnbringend verkaufen kann?
Um das herauszufinden – so meinen die Anwohner – sollte doch wohl das Ordnungsamt tätig werden. Doch das erklärte in einem Schreiben vom 15. Juni dieses Jahres, „dass eine zweifelsfreie Ermittlung des Verursachers zur Ahndung notwendig ist“. Wenig später klebten dann „Fahndungsplakate“ in der Straße, auf denen die Bürger um Auskunft und Mithilfe gebeten wurden: „Wer weiß, woher und von wem Müll und Unrat stammen?“
Was haben die Aushänge gebracht? „… kaum verwertbare Hinweise“, so die Antwort aus der Pressestelle des Bezirksamts Mitte auf eine Anfrage des MieterMagazins. Nichts zu machen also?
Die Neuköllner Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hat schon vor einiger Zeit erklärt, dass das Ordnungsamt die Probleme nicht lösen könne. Die wenigen Mitarbeiter dürften nur in Dienstkleidung auftreten und hätten begrenzte Arbeitszeiten bis 22 Uhr. Um aber jene abzuschrecken, die nicht selten bei Nacht und Nebel in Sekundenschnelle ihren Müll abkippen, müsse das Entdeckungsrisiko größer werden. Neukölln, in dem fast 17 Prozent des gesamten illegalen Berliner Mülls anfällt, kooperiert daher seit einigen Monaten erfolgreich mit einem Sicherheitsdienst. Der schickt „Müll-Sheriffs“ auf Streife – vor allem nachts und zu den Hotspots. Dieses Modell überlegt sich nun offensichtlich auch das Bezirksamt Mitte einzuführen: Die Zwinglistraße könnte ein erstes Objekt der Erprobung werden.
Rosemarie Mieder
24.11.2017